Ausstellungen

100 Jahre Das Neue Frankfurt

ab 10. Mai 2025

Grafik: Bureau Sandra Doeller

Im Jahr 2025 feiert das Neue Frankfurt seinen 100. Geburtstag. Dies nimmt das Museum Angewandte Kunst als Anlass, jener Gestaltungsmoderne am Main aus den 1920er-Jahren nicht nur zahlreiche Ausstellungen auszurichten, sondern mit ihren vielfältigen Themenbereichen als Grundstein für das kulturelle Großprojekt World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026 die Gegenwart und Zukunft des Gestaltens unserer Gesellschaften zu befragen.

Wenn von einer Gestaltungsmoderne am Main die Rede ist, dann meint das jenen politischen, gesellschaftlichen und gestalterischen Umbruch nach dem Ersten Weltkrieg, für den der 1924 zum Frankfurter Oberbürgermeister gewählte Ludwig Landmann ein Jahr später den programmatischen Begriff Das Neue Frankfurt prägte. Zu diesem Neuen Frankfurt gehörte nicht nur ein Städte- und Wohnungsbauprogramm, sondern der universale Anspruch im Produkt-, Mode-, Interieur-, Industrie- und Kommunikationsdesign, in den angewandten und freien Künsten mit neuen Formen alle Bereiche des menschlichen Lebens zu erfassen und im Verbund mit einer forcierten Industrialisierung eine neue urbane Gesellschaft zu formen. Aus ihrer Gegenwart als Erfahrungsraum, und weniger aus der Vergangenheit, leiteten die Protagonistinnen und Protagonisten des Neuen Frankfurt das für die Moderne am Main so Spezifische ab: Gestaltung und soziales Engagement als Einheit. Ihnen ging es nicht um eine dogmatische Festlegung von Gestaltungsprinzipien, sondern vielmehr um die jeweils überzeugende Lösung, welche allein am jeweiligen Bedarf ausgerichtet ist.

Für das Jubiläum 100 Jahre Das Neue Frankfurt wurde eine eigenständige Webseite eingerichtet, auf der Sie gesammelt alle Informationen zu den Ausstellungen und Veranstaltungen aller teilnehmenden Institutionen finden können.

Die Webseite 100 Jahre Das Neue Frankfurt finden Sie hier.


Was war das Neue Frankfurt? Kernfragen zum Stadtplanungsprogramm der 1920er Jahre

10. Mai 2025 – 11. Januar 2026

Pressekonferenz: Donnerstag, 8. Mai 2025, 11 Uhr
Eröffnung: Freitag, 9. Mai 2025, 19 Uhr

Als Kernausstellung, als Initialraum, welcher sich in den Jahren 2025 und 2026 im Zentrum des Museum Angewandte Kunst präsentiert, wird noch einmal gefragt, was das Neue Frankfurt eigentlich war: Wer waren die Protagonist:innen? Welche Ideen und Vorbilder lagen dieser Gestaltungsmoderne zu Grunde? Welche Kernthemen gab es, und wie haben diese die Gesellschaft tatsächlich verändert? Warum liegt hier die Basis für ein Verhältnis von Demokratie und Design/Gestaltung begründet?

Die Ausstellung besteht aus einem medialen Raum, in dem signifikante Objekte aus der Zeit des Neuen Frankfurt, Texte und eingesprochene Originalzitate, Bilder, Filme, Infografiken und Fotografien zusammen kommen, die in konzentrierter Form davon erzählen, was das Neue Frankfurt war und weiter sein wird. In diesem Initial-Raum und den dort formulierten Fragen werden jene Pfade angelegt, die zu vertiefenden Ausstellungen im Haus selbst, zu Partnerinstitutionen und in die RheinMain-Region führen; und letztendlich in das Veranstaltungsjahr der World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026 hineinreichen und damit von einer aktualisierten Perspektive auf das Neue Frankfurt sowie anderen nationalen wie internationalen Gestaltungsbewegungen, welche immer auch zu veränderten Gesellschaftsmodellen führten, die Rede ist.

Kuratorin: Grit Weber

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Was war das Neue Frankfurt?
Niederrad: Siedlung Bruchfeldstraße: Dachterrasse 1927, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM), S7Wo Nr. 12, Foto: Paul Wolff

Yes, we care. Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl

10. Mai 2025 – 11. Januar 2026

Pressekonferenz: Donnerstag, 8. Mai 2025, 11 Uhr
Eröffnung: Freitag, 9. Mai 2025, 19 Uhr

Grafik: Bureau Sandra Doeller © Museum Angewandte Kunst

Yes, we care. Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl widmet sich dem Thema der Gemeinwohlpflege und Daseinsfürsorge – ihren Institutionen und Verbänden, ihren Personen, Konzepten und Initiativen in dieser Zeit. Gleichzeitig spannt sie den Bogen zur heutigen Care-Krise, die sich nicht nur in der Debatte über die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit zwischen Männern und Frauen, sondern auch im Zugang zu bezahlbarem Wohnraum und der Versorgung der Stadtteile mit Betreuungsangeboten zeigt.

In den 1920er Jahren erhielt Frankfurt am Main durch das forcierte Wohnungs- und Städtebauprogramm eine zukunftsweisende Dynamik. Sie setzt die schon zuvor begonnenen Urbanisierungsprozesse als soziale Stadtentwicklung auf hohem Gestaltungsniveau fort: in der Gründung und Weiterentwicklung kommunaler Institutionen, wie den Fürsorge-, Sport- und Gesundheitsämtern, in einer professionalisierten Jugend- und Krankenfürsorge, in strukturierten Bildungsentwicklungen, die pädagogische Reformen im Schulwesen anstoßen und auch das Volks-, Frauen- und Berufsbildungswesen jener Jahre mit Räumen und Programmen versorgt und in dem Versuch, durch Zentralwäschereien und -heizungen die häusliche Arbeit zu vereinfachen. Ernst May formulierte es wie folgt: „Die Erhaltung der menschlichen Gesundheit, als des kostbarsten Gutes einer Stadt, hat aber alle Verwaltungsmaßnahmen zu beeinflussen.“

Care-Arbeit gestern und heute: Welche Institutionen, Initiativen und Konzepte in Bildung, Haushalt, Soziales und Gesundheit gab es vor 100 Jahren und haben auf das Leben gewirkt? Welche aktuellen Ansätze lösen die jetzige Care-Krise? Die Ausstellung Yes, we care. präsentiert Objekte, Texte, Fotografien, Film- und Audiobeiträge aus den Bereichen Bildung, Haushalt, Soziales und Gesundheit der 1920er Jahre und verbindet die Erscheinungen mit den aktuellen Erfahrungen sowie Fragen an unsere globale Zukunft.

Kuratorin: Grit Weber

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Das Neue Frankfurt Die Zukunft denken

19. Juni – 24. August 2025

Das Jubiläum des Neuen Frankfurt ist hervorragend geeignet, unsere Gegenwart daraufhin zu befragen, welche Vorstellungen von Zukunft dem Stadtplanungsprogramm Das Neue Frankfurt innewohnten und inwieweit grundlegende gesellschaftliche Veränderungen auch einen veränderten, von Nachahmung befreiten ästhetischen Niederschlag finden müssen.

Wie blicken angehende Gestalter:innen/Designer:innen der HfG Offenbach auf Das Neue Frankfurt, welche Aspekte sind für sie relevant und verdienen eine kritische Auseinandersetzung im Heute?

Eine Ausstellung in Kooperation der HfG Offenbach mit dem Museum Angewandte Kunst, entwickelt im Studiengang „Design kuratieren und Kritik“ unter der Leitung von Prof. Matthias Wagner K und erarbeitet von den Studierenden Emin Aksakal, Christina Isabel Anderson, Kasimir Bamberger, Sebastian Blaauwbroek, Anna Barthold, Marie Bünner, Lorenzo Sante Carella, Taron Garlichs, Franca Hoßfeld, Safia Amanda Jahn, Alptug Kocatürk, Alexey Kosin, Clara Maldener, Camille Münch, Eleonora Schilling, Clara Schneider, Ji Eun, Shin, Gilberto Vivenzio und Vivien Weindl.

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Das Neue Frankfurt. Die Zukunft denken
Foto/Photo: Günzel/Rademacher © Museum Angewandte Kunst

Jazzklub

25. September 2025 – 4. Januar 2026

Jazzklub
Grafik/Graphic: Jasmin Kress, Illustration: Jan Buchczik © Museum Angewandte Kunst

Am 24. September 2025 beginnt mit Jazzklub ein dreimonatiges hybrides Ausstellungs-, Konzert- und Veranstaltungsprojekt zum Thema „Jazz“ im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Im Zentrum eines größeren Ausstellungsparcours entsteht ein Popup-Jazzclub, der in Kooperation mit Jazz Montez, einem Veranstalter, der seit 2016 sehr erfolgreich Jazzkonzerte an verschiedenen Orten in Frankfurt am Main organisiert, zum Ort für mehr als 60 Konzerte, Veranstaltungen und Workshops wird.

Jazz kann heute verstanden werden als ein vielfältiges Feld von Musik, das Generationen umtreibt mit Diskussionen um Spielweisen, Stile und gesellschaftliche Relevanz. Vor diesem Hintergrund widmet sich das Projekt sowohl historischen Zusammenhängen, als auch aktuellen Fragestellungen. Die Geschichte der „Jazzstadt Frankfurt“, angefangen von den Erfolgen afroamerikanischer Bands und Musiker:innen Anfang des 20. Jahrhunderts, über die Einrichtung der Jazzklasse am Dr. Hochs Konservatorium im Jahr 1928, den Einfluss US-amerikanischer Jazzensembles nach 1945, bis zu eigenständigen Stilentwicklungen wie beispielsweise bei Albert Mangelsdorff, bildet eine Referenz für heutige Auseinandersetzungen mit Fragen von Herkunft, Entwicklung, und Zukunftsperspektiven für diese Musik. Der Ausstellungsparcour regt an, historische Zusammenhänge aufzuspüren und sie mit heutigen Perspektiven auf die Bedeutung, Vielfalt und Entwicklung von Jazz zu reflektieren. Das Konzert- und Veranstaltungsprogramm kann Themen der Ausstellung aufnehmen, ergänzen und kommentieren. Zugleich können Diskurse über musikalisches Erbe, kulturelle Potentiale und gegenwärtige Praktiken im Jazz zugänglich gemacht werden.

Präsentiert werden musikwissenschaftliche und journalistische Beiträge, Perspektiven aus Film, Fotografie und pädagogischer Praxis, musikalische Beispiele und interaktive Stationen. Ein zentraler Aspekt der Ausstellung ist die Präsentation von Aktivitäten engagierter Akteur:innen, Clubs, Vereine, Institute, Filmschaffender und Musiker:innen aus Frankfurt. Jazz kann hier als kulturgesellschaftlich gelebte Praxis vorgestellt werden und der Zusammenhang gemeinschaftlicher sowie subjektiver, freiheitlich kreativer Prozesse, aus denen er hervorgeht, wird beispielhaft deutlich.

Eine Kooperation des Museum Angewandte Kunst mit Jazz Montez.

Kuratorisches Team: David Beikirch (Projektleitung), Lorenzo Dolce (Konzertprogramm) und Maya Röttger (Jazz Is My Democracy)

Der Ticket-Vorverkauf startete bereits am 22. Mai 2025. Die Tickets können hier erworben werden.

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Aufbruch zur modernen Stadt 1925–1933: Frankfurt, Wien und Hamburg Drei Modelle im Vergleich

10. Oktober 2025 bis 25. Januar 2026

Nach dem Ersten Weltkrieg erlebten und erlitten die großen Städte in Deutschland und Österreich Veränderung auf allen Gebieten. Statt Monarchie waren demokratisch verfasste Republiken entstanden, mit allgemeinem freiem Wahlrecht für Männer und Frauen. Der Gewinn an Freiheit war jedoch zunächst begleitet von Nahrungsmittelknappheit, Wirtschaftskrise, Geldentwertung und vor allem von akuter Wohnungsnot. Schon während des Ersten Weltkrieges, aber auch danach waren kaum Wohnungen gebaut worden. Sowohl in Wien wie auch in den deutschen Großstädten wurde der zuvor durch private Bauspekulation betriebene Wohnungsbau zur vordringlichen Aufgabe der Gemeinde.

Nicht nur Frankfurt, auch Hamburg und Wien erlebten zwischen 1925 und 1933/34 eine Ära von forcierter Reform, die durch den Nationalsozialismus und den Austrofaschismus beendet wurde. Die diese drei Städte schrieben, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise Städte- und Wohnungsbau-Geschichte:

– in Frankfurt das von Ernst May und seinem Team geplante anti-urbane Neue Frankfurt mit seinen Flachbau-Siedlungen im Grünen, eingefügt in eine „Stadtlandschaft“ aus „Trabanten“ und Grüngürtel;
– in Wien das rote Wien mit den „Gemeindebauten“, d. h. urbane, teils monumentale Komplexe im verdichteten Geschosswohnungsbau mit integrierten Gemeinschaftseinrichtungen;
– in Hamburg die durch Fritz Schumachers „modellmäßigen Städtebau“ gegliederte Wohnstadt Hamburg in mit halb geöffneten Baublocks im Geschosswohnungsbau.

100 Jahre Das Neue Frankfurt
Siedlung Mammolshainer Straße, Gallusviertel: Altenhainer Straße 1927, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM), S7Wo Nr. 48, Foto: Paul Wolff

Die in der Ausstellung des Museum Angewandte Kunst geplante Gegenüberstellung bietet dabei die Chance, etablierte Narrative kritisch zu befragen. Im Vergleich wird das Charakteristische des jeweiligen Modells ebenso wie die Unterschiede umso deutlicher zu erkennen sein. Hundert Jahre später befindet die Wohnungsversorgung besonders in Deutschland erneut in der Krise. Besonders in den großstädtischen Zentren erreicht der Wohnungsmangel nicht nur für gering Verdienende dramatische Ausmaße. Die Rückblende auf die beispielhaften Pionierleistungen der Jahre 1924-33 in Frankfurt, Wien und Hamburg, kann das Bewusstsein für die aktuelle Krise schärfen und Ansätze zu ihrer Überwindung unterstützen.

Kurator: Wolfgang Voigt, ehemals DAM, Deutsches Architektur Museum


Grafikdesign und Demokratie

Die Ausstellung Grafikdesign und Demokratie begibt sich auf eine Spurensuche des Plakates als das demokratische Medium schlechthin: Es befindet sich im öffentlichen Raum, es richtet sich an jeden, der vorbeigeht, und kann im Prinzip von jedem angefertigt und geklebt werden. Auf was es jedoch ankommt, ist, dass es die Aufmerksamkeit erregt, dass es die Betrachtenden sofort berührt und es einen Kontext schafft, der sie einschließt. Das Plakat kann, über die Information hinaus, Ideen vermitteln, zu einer Geschichte, zu Assoziationen einladen, die weit über den Moment hinauswirken.

Ein Ausstellungssatellit, entwickelt von Jonas Deuter