Ausstellungen

100 Jahre Das Neue Frankfurt

ab 9. Mai 2025

Grafik: Bureau Sandra Doeller

Im Jahr 2025 feiert Das Neue Frankfurt seinen 100. Geburtstag. Dies nimmt das Museum Angewandte Kunst als Anlass, jener Gestaltungsmoderne am Main aus den 1920er-Jahren nicht nur zahlreiche Ausstellungen auszurichten, sondern mit ihren vielfältigen Themenbereichen als Grundstein für das kulturelle Großprojekt World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026 die Gegenwart und Zukunft des Gestaltens unserer Gesellschaften zu befragen.

Wenn von einer Gestaltungsmoderne am Main die Rede ist, dann meint das jenen politischen, gesellschaftlichen und gestalterischen Umbruch nach dem Ersten Weltkrieg, für den der 1924 zum Frankfurter Oberbürgermeister gewählte Ludwig Landmann ein Jahr später den programmatischen Begriff Das Neue Frankfurt prägte. Zu diesem Neuen Frankfurt gehörte nicht nur ein Städte- und Wohnungsbauprogramm, sondern der universale Anspruch im Produkt-, Mode-, Interieur-, Industrie- und Kommunikationsdesign, in den angewandten und freien Künsten mit neuen Formen alle Bereiche des menschlichen Lebens zu erfassen und im Verbund mit einer forcierten Industrialisierung eine neue urbane Gesellschaft zu formen. Aus ihrer Gegenwart als Erfahrungsraum, und weniger aus der Vergangenheit, leiteten die Protagonistinnen und Protagonisten des Neuen Frankfurt das für die Moderne am Main so Spezifische ab: Gestaltung und soziales Engagement als Einheit. Ihnen ging es nicht um eine dogmatische Festlegung von Gestaltungsprinzipien, sondern vielmehr um die jeweils überzeugende Lösung, welche allein am jeweiligen Bedarf ausgerichtet ist.

Was war das Neue Frankfurt? Kernfragen zum Stadtplanungsprogramm der 1920er Jahre

9. Mai 2025 – Januar 2026

Als Kernausstellung, als Initialraum, welcher sich in den Jahren 2025 und 2026 im Zentrum des Museum Angewandte Kunst präsentiert, wird noch einmal gefragt, was das Neue Frankfurt eigentlich war, wer die Protagonist:innen, welche Ideen und Vorbilder dieser Gestaltungsbewegung zu Grunde lagen, welche Kernthemen, und wie diese die Gesellschaft tatsächlich verändert haben, warum hier die Basis für ein Verhältnis von Demokratie und Design/Gestaltung begründet liegt. In diesem Initial-Raum und den dort formulierten Fragen werden jene Pfade angelegt, die zu vertiefenden Ausstellungen im Haus selbst, zu Partnerinstitutionen und in die RheinMain-Region führen; und letztendlich in das Veranstaltungsjahr der World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026 hineinreichen und damit von einer aktualisierten Perspektive auf das Neue Frankfurt sowie anderen nationalen wie internationalen Gestaltungsbewegungen, welche immer auch zu veränderten Gesellschaftsmodellen führten, die Rede ist.

Kurator:innen: Matthias Wagner K, Grit Weber u.a.

Ernst-May-Haus, Frankfurt am Main © #visitfrankfurt, plazy, Isabela Pacini

Yes, we care Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl

9. Mai 2025 – Januar 2026

Grafik: Bureau Sandra Doeller

Yes, we care. Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl widmet sich dem Thema der Gemeinwohlpflege und Daseinsfürsorge – ihren Institutionen und Verbänden, ihren Personen, Konzepten und Initiativen in dieser Zeit. Gleichzeitig spannt sie den Bogen zur heutigen Care-Krise, die sich nicht nur in der Debatte über die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit zwischen Männern und Frauen, sondern auch im Zugang zu bezahlbarem Wohnraum und der Versorgung der Stadtteile mit Betreuungsangeboten zeigt.

In den 1920er Jahren erhielt Frankfurt am Main durch das forcierte Wohnungs- und Städtebauprogramm eine zukunftsweisende Dynamik. Sie setzt die schon zuvor begonnenen Urbanisierungsprozesse als soziale Stadtentwicklung auf hohem Gestaltungsniveau fort: in der Gründung und Weiterentwicklung kommunaler Institutionen, wie den Fürsorge-, Sport- und Gesundheitsämtern, in einer professionalisierten Jugend- und Krankenfürsorge, in strukturierten Bildungsentwicklungen, die pädagogische Reformen im Schulwesen anstoßen und auch das Volks-, Frauen- und Berufsbildungswesen jener Jahre mit Räumen und Programmen versorgt und in dem Versuch, durch Zentralwäschereien und -heizungen die häusliche Arbeit zu vereinfachen. Ernst May formulierte es wie folgt: „Die Erhaltung der menschlichen Gesundheit, als des kostbarsten Gutes einer Stadt, hat aber alle Verwaltungsmaßnahmen zu beeinflussen.“

Care-Arbeit gestern und heute: Welche Institutionen, Initiativen und Konzepte in Bildung, Haushalt, Soziales und Gesundheit gab es vor 100 Jahren und haben auf das Leben gewirkt? Welche aktuellen Ansätze lösen die jetzige Care-Krise? Die Ausstellung Yes, we care! präsentiert Objekte, Texte, Fotografien, Film- und Audiobeiträge aus den Bereichen Bildung, Haushalt, Soziales und Gesundheit der 1920er Jahre und verbindet die Erscheinungen mit den aktuellen Erfahrungen sowie Fragen an unsere globale Zukunft.

Kuratorin: Grit Weber

Jazzklub Frankfurt 2025

26. September – 21. Dezember 2025

Ab Spätsommer/Herbst 2025 präsentiert das Museum Angewandte Kunst unter dem Arbeitstitel Jazzklub Frankfurt 2025 ein hybrides Ausstellungs- und Konzertprojekt, das als Anknüpfung an die besondere und vielfältige Geschichte des Jazz in Frankfurt am Main konzipiert ist.

Initiativen, Netzwerke, Institutionen, Vereine, Clubs und die Protagonist:innen der Jazz-Szene, die derzeit den Jazz im Kulturleben Frankfurts und der RheinMain-Region erfolgreich realisieren und verankern, sollen sicht- und hörbar werden, sollen die Möglichkeit bekommen, gemeinsam das Ausstellungs- und Programmprojekt zu gestalten und einmalige kollaborative Projekte umsetzen zu können. Video- und Audioaufnahmen, Dokumente, Exponate und Grafik aus beinahe 100 Jahren Frankfurter Jazz-Geschichte sowie interaktive und partizipative Installationen und Workshops sollen die Beschäftigung mit dem Thema Jazz, den Topographien dieser Musik und den Musiker:innen ermöglichen, aber auch zum Musikmachen anregen. Ein mehrteiliges Musikprogramm mit internationalen Gastmusiker:innen („Internationale Größen“) über das weite Spektrum des Jazz („Around Jazz“) hinweg, Auftrittsmöglichkeiten für Studierende und Amateur-Musiker:innen im Jazzklub („New Generation“) sowie Tanzevents, Panels und Programme für Kinder und Jugendliche sollen zeigen, was der Zusammenschluss verschiedener Kräfte in einer Kunst- und Kulturstadt wie Frankfurt am Main bewirken kann.

Gemeinsam mit einer Vielzahl engagierter Akteur:innen, Institutionen und dem Publikum in Frankfurt am Main und der RheinMain-Region soll die Bedeutung des Jazz zwischen Vergangenheit und Zukunft ausgelotet und zelebriert werden.

Projektleitung: David Beikirch

Grafik: Jasmin Kress

Aufbruch zur modernen Stadt 1925–1933: Frankfurt, Wien und Hamburg Drei Modelle im Vergleich

10. Oktober 2025 bis 25. Januar 2026

Frankfurt, Siedlung Höhenblick. Fotograf: Hermann Collischonn, ernst-may-gesellschaft e.V., NL-Rudloff 07-10-01

Nach dem Ersten Weltkrieg erlebten und erlitten die großen Städte in Deutschland und Österreich Veränderung auf allen Gebieten. Statt Monarchie waren demokratisch verfasste Republiken entstanden, mit allgemeinem freiem Wahlrecht für Männer und Frauen. Der Gewinn an Freiheit war jedoch zunächst begleitet von Nahrungsmittelknappheit, Wirtschaftskrise, Geldentwertung und vor allem von akuter Wohnungsnot. Schon während des Ersten Weltkrieges, aber auch danach waren kaum Wohnungen gebaut worden. Sowohl in Wien wie auch in den deutschen Großstädten wurde der zuvor durch private Bauspekulation betriebene Wohnungsbau zur vordringlichen Aufgabe der Gemeinde.

Nicht nur Frankfurt, auch Hamburg und Wien erlebten zwischen 1925 und 1933/34 eine Ära von forcierter Reform, die durch den Nationalsozialismus und den Austrofaschismus beendet wurde. Die diese drei Städte schrieben, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise Städte- und Wohnungsbau-Geschichte:

– in Frankfurt das von Ernst May und seinem Team geplante anti-urbane Neue Frankfurt mit seinen Flachbau-Siedlungen im Grünen, eingefügt in eine „Stadtlandschaft“ aus „Trabanten“ und Grüngürtel;
– in Wien das rote Wien mit den „Gemeindebauten“, d. h. urbane, teils monumentale Komplexe im verdichteten Geschosswohnungsbau mit integrierten Gemeinschaftseinrichtungen;
– in Hamburg die durch Fritz Schumachers „modellmäßigen Städtebau“ gegliederte Wohnstadt Hamburg in mit halb geöffneten Baublocks im Geschosswohnungsbau.

Die in der Ausstellung des Museums Angewandte Kunst geplante Gegenüberstellung bietet dabei die Chance, etablierte Narrative kritisch zu befragen. Im Vergleich wird das Charakteristische des jeweiligen Modells ebenso wie die Unterschiede umso deutlicher zu erkennen sein. Hundert Jahre später befindet die Wohnungsversorgung besonders in Deutschland erneut in der Krise. Besonders in den großstädtischen Zentren erreicht der Wohnungsmangel nicht nur für gering Verdienende dramatische Ausmaße. Die Rückblende auf die beispielhaften Pionierleistungen der Jahre 1924-33 in Frankfurt, Wien und Hamburg, kann das Bewusstsein für die aktuelle Krise schärfen und Ansätze zu ihrer Überwindung unterstützen.

Kurator: Wolfgang Voigt, ehemals DAM, Deutsches Architektur Museum

Sportlich! Das Waldstadion und die erste internationale Arbeiterolympiade

Die Ausstellung SPORTLICH! wird in den Bereichen von Design, Kunst und Medien den Sport in seiner realen, symbiotischen und symbolischen Verbindung mit den Entwicklungen der Moderne zeigen.

Sie beginnt mit dem Bau des Waldstadions im Neuen Frankfurt und der ersten internationalen Arbeiterolympiade im Jahr 1925. Im Juni 1921 hatte zuvor schon in Prag eine erste inoffizielle Arbeiter-Olympiade stattgefunden, bei der die Arbeitersportler gezeigt hatten, dass auch sie große internationale Feste organisieren können. Kurz darauf einigte man sich auf die Austragung der ersten offiziellen Arbeiter-Olympiade im Jahr 1925 mit Winter- und Sommerspielen. Die Sommerspiele fanden vom 24. bis 28. Juli im Frankfurter Waldstadion statt, das erst zwei Monate vorher eröffnet worden war. Dabei wollten sich die Arbeitersportvereine sehr deutlich von den bürgerlichen Vereinen unterscheiden. So gab es bei der Olympiade keine Medaillen, sondern Urkunden. Auch sollte, vom Anspruch her, nicht gegeneinander, sondern miteinander Sport getrieben werden. Dieser utopische Ansatz steht dabei im radikaleren Widerspruch zu den dystopischen Energien, Figurationen und Konstellationen in denen der Sport droht in seiner kulturstiftenden Potentialität zerrieben zu werden – ein Grund mehr, seine Traditionen und Metamorphosen in einer Ausstellung darzustellen, zu reflektieren und mit Forderung nach kostenfreien oder kostengünstigen Sport- und Bewegungsangeboten zu verbinden.

Zwei Vorbild-Projekte in Frankfurt im Rahmen des dortigen Förderprogramms Zukunft Innenstadt haben im Jahr 2022 experimentelle und kooperative Prozesse für die Nutzung des öffentlichen Raums für Sport in Gang gesetzt: das Stadtraumfestival Sommer am Main und das Reallabor Wohnzimmer Hauptwache. Daraus entwickelten sich Initiativen, denen es unter dem Überbegriff Open Sports um die Gestaltung und Planung frei zugänglicher Sport- und Freizeitflächen im öffentlichen Raum des RheinMain-Gebietes geht; über die reguläre Vereinsarbeit hinaus.

Ein Ausstellungssatellit, entwickelt von Prof. Matthias Wagner K mit Studierenden der HfG Offenbach und Hartmut Böhme.

Sportlich! Das Waldstadion und die erste internationale Arbeiterolympiade

Grafikdesign und Demokratie

Die Ausstellung Grafikdesign und Demokratie begibt sich auf eine Spurensuche des Plakates als das demokratische Medium schlechthin: Es befindet sich im öffentlichen Raum, es richtet sich an jeden, der vorbeigeht, und kann im Prinzip von jedem angefertigt und geklebt werden. Auf was es jedoch ankommt, ist, dass es die Aufmerksamkeit erregt, dass es die Betrachtenden sofort berührt und es einen Kontext schafft, der sie einschließt. Das Plakat kann, über die Information hinaus, Ideen vermitteln, zu einer Geschichte, zu Assoziationen einladen, die weit über den Moment hinauswirken.

Ein Ausstellungssatellit, entwickelt von Jonas Deuter