Ausstellungen
11. September - 11. Oktober 2015
Die Videokunstausstellung memórias inapagáveis („unauslöschliche Erinnerungen“) zeigt 18 Filme aus der umfangreichen, in den 1980er Jahren begonnenen Sammlung der „Assoçião Cultural Videobrasil“.
Diese enthält neben internationalen Videokunstwerken auch Interviewaufnahmen und Dokumentationen. Ein Schwerpunkt liegt auf Künstlerinnen und Künstlern aus der Welt des Südens, namentlich Lateinamerika, Afrika, Osteuropa, Asien und dem Mittleren Osten. Thematisiert werden vergangene und aktuelle, direkte ebenso wie indirekte Nord-Süd-Konflikte.
Das Projekt greift dabei auf eine Auswahl des international angesehenen spanischen Kurators Agustín Pérez Rubio zurück. Dazu zählen Filme über fernere Vergangenheiten wie den Sklavenhandel zwischen Afrika und Brasilien, jüngere wie den Militärputsch in Chile, den Kampf der Ureinwohner Afrikas gegen den Ölkonzern Elf Aquitaine, das Massaker auf dem Tiananmen Square in Beijing oder die historischen Kämpfe gegen die Apartheid in Südafrika, aber auch Aktuelles wie der Bürgerkrieg im Libanon, das Gefangenenlager auf Guantanamo, die Terroranschläge vom 11. September 2001 oder die jüngsten Migrationsbewegungen werden thematisiert.
Wie einstmals die Beiträge der „Kritischen Theorie“ der Frankfurter Schule im Exil als eine Art Flaschenpost gedeutet wurden, so treffen die Videokunstwerke aus der globalen Welt des Südens in Frachtcontainern auf die Frankfurter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich davon ihren Sinn für das Zweifeln wecken lassen. Im Dialog mit den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung probieren sie öffentlich ihren Sense of Doubt aus, indem sie experimentell vorführen, was die Videos erzählen, was sie bewusst machen und wie sie unsere gewohnten Vorstellungen verändern könnten.
Indem das Projekt Sense of Doubt durch die Kombination von Videokunst und Wissenschaft den Blick in oftmals schmerzhafte Vergangenheiten wendet, wird es auch zu einem Teil des Parcours der B3 Biennale des bewegten Bildes 2015 – Expanded Senses. So wird Vergangenes in die Gegenwart gespiegelt, vor Verdrängung und Vergessen bewahrt, das Gedächtnis erweitert, jedoch ohne den Künstlerinnen und Künstlern sowie den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerinnen die Autorität überlegenen Wissens zuzuschreiben oder die Zuschauer zu belehren.