Ausstellungen

Yes, we care Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl

10. Mai 2025 – 11. Januar 2026

Pressekonferenz: Donnerstag, 8. Mai 2025, 11 Uhr
Eröffnung: Freitag, 9. Mai 2025, 19 Uhr

Yes, we care. Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl
Grafik/Graphic: Bureau Sandra Doeller © Museum Angewandte Kunst

Die Ausstellung Yes, we care. Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl widmet sich dem Thema der Gemeinwohlpflege und Daseinsfürsorge – ihren Institutionen und Verbänden, ihren Personen, Konzepten und Initiativen in den 1920er Jahren. Gleichzeitig spannt sie den Bogen zur heutigen Care-Krise, die sich nicht nur in der Debatte über die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit zwischen Männern und Frauen, sondern auch im Zugang zu bezahlbarem Wohnraum und der Versorgung der Stadtteile mit Betreuungsangeboten zeigt.

Der Begriff „Care“ meint Pflege und Fürsorge, aber auch Betreuung, Sorgfalt und Obacht. „Care“ hat eine zwischenmenschliche und zugleich eine sozialpolitische Dimension. „Care“ schließt immer die anderen mit ein, ganz gleich, wer sie sind und wie viele. Das Sorgen für diese Vielen, für das Gemeinwohl also, war in der Zeit des Neuen Frankfurt in den 1920er Jahren ein zentrales Motiv der Stadtplanungspolitik.

In den 1920er Jahren erhielt Frankfurt am Main durch das forcierte Wohnungs- und Städtebauprogramm eine zukunftsweisende Dynamik. Sie setzt die schon zuvor begonnenen Urbanisierungsprozesse als soziale Stadtentwicklung auf hohem Gestaltungsniveau fort: in der Gründung und Weiterentwicklung kommunaler Institutionen, wie den Fürsorge-, Sport- und Gesundheitsämtern, in einer professionalisierten Jugend- und Krankenfürsorge, in strukturierten Bildungsentwicklungen, die pädagogische Reformen im Schulwesen anstoßen und auch das Volks-, Frauen- und Berufsbildungswesen jener Jahre mit Räumen und Programmen versorgt und in dem Versuch, durch Zentralwäschereien und -heizungen die häusliche Arbeit zu vereinfachen. Ernst May formulierte es wie folgt: „Die Erhaltung der menschlichen Gesundheit, als des kostbarsten Gutes einer Stadt, hat aber alle Verwaltungsmaßnahmen zu beeinflussen.“

Zahlreiche Projekte im Wohnungs- und Siedlungsbau sowie in der Errichtung industrieller und öffentlicher Bauten sind erfolgreich umgesetzt worden. Noch heute sind viele von ihnen in Funktion, werden gebraucht, bewohnt und genutzt. Trotz des beispielgebenden Erfolges, sind auch zahlreiche Projekte aus Geldmangel nicht realisiert worden, darunter Kindergärten, Volkshäuser, Bibliotheken und Sportstätten. Ihnen gilt es, besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, da gerade in ihnen die Gemeinwohlorientierung einer demokratischen und sozialen Stadt sichtbar werden und ihr immer noch utopischer Gehalt einen kritischen Blick auch auf die aktuelle Situation lenkt.

Yes, we care. Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl
Ilse Bing, Serie „Hellerhofsiedlung“: Spielende Kinder, Silbergelatineabzug, Frankfurt 1931, Canadian Center of Architecture, Inv.-Nr. PH2001: 0218 © Estate of Ilse Bing
Yes, we care. Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl
Messestand zum Thema Gesunde Ernährung während der Ausstellung „Die Hausfrau der Gegenwart“, Festhalle, Haus der Moden, Frankfurt am Main, 18.-21-9.1932 © Archiv Messe Frankfurt

Care-Arbeit gestern und heute: Welche Institutionen, Initiativen und Konzepte in Bezug auf Bildung, Haushalt, soziale Fürsorge und Gesundheit gab es vor 100 Jahren und welche Auswirkungen hatten sie auf das Alltagsleben der Menschen? Bieten die Ideen und Konzepte des Neuen Frankfurt Anregungen für die Lösung der aktuellen Krise in den Care- und Pflegeberufen? Können sie in Zeiten politischer Polarisierung, des Mangels an bezahlbarem Wohnraum und der Manifestierung von Armut Vorbilder für wirksame Gegenmaßnahmen sein? Mit der Ausstellung Yes, we care wollen wir einmal mehr über den Wert einer sozialen Stadtgesellschaft debattieren und positive Impulse für die Gegenwart und die Zukunft geben.

Die Ausstellung präsentiert Objekte, Texte, Fotografien, Film- und Audiobeiträge aus den Bereichen Bildung, Haushalt, Soziales und Gesundheit der 1920er Jahre und verbindet die Erscheinungen mit den aktuellen Erfahrungen sowie Fragen an unsere globale Zukunft.

Kuratorin: Grit Weber