Veranstaltungen

TypoTag Typografie und Museum

Donnerstag, 2. November 2017, 10-17 Uhr

Gestaltung: Sandra Doeller, Schrift: Oracle (Dinamo)

Auch wenn die Abteilung Buchkunst und Grafik des Museum Angewandte Kunst von 1921 bis 2000 Linel-Sammlung für Schrift- und Druckkunst hieß, zählten damals weder die verwendete Schrift noch der Textgestalter zu den Sammlungskriterien von Druckerzeugnissen.

In den entsprechenden Inventarbüchern zur Buchkunstsammlung sind zwar Drucker oder Verleger, Ort und Jahr, Literatur und Autor, Größe und Zustand des jeweiligen Buchobjekts erfasst – nicht jedoch die Schriftart oder der Typograf.

In den vergangenen Jahrzehnten ist eine veränderte Wahrnehmung von Schriftgestaltung zu beobachten: Vor allem die Digitalisierung hat den Umgang mit Typografie maßgeblich verändert und für deren Bedeutung sensibilisiert. Denn im Gegensatz zur schwerfälligen Handhabung des Bleisatzes eröffnet die Arbeit am Computer eine flexible Auswahl an Schriften und ihren Neuentwicklungen. Die Wahl einer bestimmten Schrift wird nicht mehr als nebensächlich, sondern als ein gestalterisches Element verstanden.

Diesen Wandel nahm die Kustodin und Kuratorin der Abteilung Buchkunst und Grafik, Eva Linhart, zum Anlass und lud am 2. November 2017 von 10 bis 17 Uhr zur Veranstaltung TypoTag. Typografie und Museum ein. Drei Gestalterinnen und Gestalter, die Typografie unterrichten und international präsent sind, stellten ihre Positionen vor und diskutierten diese mit Eva Linhart aus der Perspektive der Sammlung Buchkunst und Grafik. Welche visuelle Aussagekraft hat Typografie, abhängig von ihrem Kontext? Welche Bedeutung kann eine Buchkunstsammlung für die aktuelle Typografie-Praxis in Design und Kunst haben?


Programm

10 Uhr
Einlass

10.15-10.30 Uhr
Begrüßung und Einführung von Eva Linhart, Kustodin und Kuratorin der Abteilung Buchkunst und Grafik.

10.30-11.45 Uhr
Vortrag mit anschließender Diskussion
Typografie als Entdeckung
Jérôme Knebusch
Der Künstler und Designer stellt eine Auswahl verschiedener Arbeiten der letzten Jahre vor, bei denen Archive, Sammlungen und geschichtliche Bezüge ein Material darstellen. Im Gespräch mit Eva Linhart spricht er über die Relevanz der Sammlung als sein mögliches Material. Gleichzeitig sprechen sie über typografische Arbeitsprozesse und ihre Kontexte zwischen freier und angewandter Kunst.

11.45-13 Uhr
Mittagspause

13-14.15 Uhr
Vortrag mit anschließender Diskussion
Typografie als Aussage
Sandra Doeller
Die Gestalterin stellt im Gespräch mit Eva Linhart entlang von Beispielen aus der Sammlung ihren Arbeitsansatz vor und spricht über die Arbeitsprozesse und Analysen, die im Rahmen ihrer Arbeiten für das Museum stattfanden und -finden, u.a. für die Ausstellungen Give Love Back. Ata Macias und Partner (2014), 172 neue Buchobjekte (2017) oder Michael Riedel. Grafik als Ereignis (2018).

14.15-14.45 Uhr
Kaffeepause

14.45-16 Uhr
Vortrag mit anschließender Diskussion
Typografie als künstlerisches Ereignis
Tania Prill
Die Grafikdesignerin und Eva Linhart sprechen über Künstlerbücher und die Differenz zwischen einem Buch als Objekt freier und angewandter Kunst. Auch fragen sie danach, was Typografie sein kann und inwiefern sie sich zu einem künstlerischen Ereignis erweitern kann.

16-17 Uhr
Geselliger Ausklang des TypoTages


Informationen zu den Referent/innen

Jérôme Knebusch, deutsch-französischer Künstler und Designer, arbeitet in den Bereichen der Grafik, Buch- und Schriftgestaltung. Knebusch lehrt am Staatlichen Institut für typografische Forschung in Frankreich und an der Kunsthochschule in Metz. Hier hat er gemeinsam mit Studenten 2016 die Ausstellung „Pangramme: learning type design“ kuratiert, die 2018 im Museum für Druckkunst Leipzig gezeigt wird. Sein Künstlerbuch „Notizen zu Berlin“ wurde in die Sammlung des Museum Angewandte Kunst, Buchkunst und Grafik, aufgenommen und mit dem Unesco Buchdesign Preis ausgezeichnet. Jérôme Knebuschs Atelier befindet sich in Frankfurt am Main.


Sandra Doeller arbeitet als Gestalterin in Frankfurt am Main und unterrichtet Typografie an der Hochschule Darmstadt, zuletzt auch an der Hochschule für Künste Bremen. 2009 gründete sie das Duo „Doeller & Satter“, seit 2013 führt sie das „Bureau Sandra Doeller”; außerdem ist sie Mitgründerin des Design-Verein Frankfurt e.V. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf typografisch-grafischen Lösungen, welche die Inhalte mit einer klaren und reduzierten Designsprache vermitteln. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem im Rahmen des Wettbewerbs „Die Schönsten Deutschen Bücher“.


Tania Prill ist Grafikdesignerin und Mitbegründerin des Studios „Prill Vieceli Cremers“ in Zürich, das mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen prämiert wurde, u.a. mit dem renommierten Jan-Tschichold-Preis und dem Designpreis Deutschland. Seit 1997 unterrichtet sie Typografie und visuelle Kommunikation an Hochschulen im In- und Ausland. Von 2004–2010 war sie Professorin für Kommunikationsdesign an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und ist seit 2010 Professorin für Typografie an der Hochschule für Künste Bremen. Neben Auftragsarbeiten realisiert sie Künstlerbücher und ist als Herausgeberin und Kuratorin tätig.