Veranstaltungen

Studientag Die Farbe von Jade und Ewigkeit. Chinesische Seladon-Keramik aus zweieinhalb Jahrtausenden

Samstag, 29. September 2018, 11–18 Uhr

11.55–12.15 Uhr
Dr. Eva Ströber
Religion, Faszination und Funktion – Seladon für den islamischen Markt

In den bedeutenden historischen Sammlungen chinesischen Porzellans des Nahen und Mittleren Ostens wie dem Ardebil Schrein in Persien oder der Sammlung chinesischen Porzellans der osmanischen Herrscher im Topkapi in Istanbul finden sich zahlreiche große, flache Schalen mit Seladonglasur aus den Öfen von Longquan.

Grün glasierte Seladone aus Longquan waren traditionell in islamischen Ländern sehr beliebt, da Grün die Symbolfarbe des Islams ist. Grün wurde mit der üppigen Vegetation des Paradieses assoziiert, war die Farbe mehrere Dynastien und ist noch heute die dominierende Flaggenfarbe islamischer Länder. Die enge Beziehung von Seladon und Islam spiegelt sich auch in einer der Theorien für die Entstehung des Begriffes „Seladon“: Er soll sich auf „Saladin“, Salah ad-Din (1138-1193), den ersten Sultan Ägyptens und Syriens, beziehen.

Chinesisches Porzellan wurde seit der mongolischen Yuan Dynastie (1279-1368) durch ein Netz islamischer, hauptsächlich persischer Kaufleute von China in die Länder des Nahen und Mittleren Ostens und nach Zentralasien exportiert. Für die großen, mit Kobalt bemalten oder grün glasierten Seladonschalen aus Longquan gab es kaum „Aufträge“ der entsprechenden islamischen Höfe. Wie also funktionierte dieser globalisierte Markt? Und wie entstanden die Sammlungen?

Die Beliebtheit der Seladonschalen lag nicht nur an ihrer symbolträchtigen Farbe; sie entsprachen in idealer Weise den traditionellen Essgewohnheiten islamischer Länder. Bei Banketten konnten sich mehrere Gäste gemeinsam von den Schalen bedienen, die in der Mitte auf dem Boden oder auf niedrigen Tischen standen. Diese Essgewohnheiten unterschieden sich grundsätzlich von denen in China und anderen Kulturen des Fernen Ostens wie Japan und Korea, wo individuell gebrauchte, kleine Schalen bevorzugt wurden.

Die großen Seladonschalen umgab dabei der in zahlreichen Reiseberichten beschriebene Mythos, dass sie beim Kontakt mit vergiftetem Essen, dem Albtraum jeden Herrschers, ihre Farbe verändern oder sogar brechen würden.

Außer in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens wurden große Seladonschalen auch in Südostasien, besonders in Indonesien, hoch geschätzt. Dort dienten sie neben dem Gebrauch bei Banketten an den islamischen Höfen auch bei unterschiedlichen Ritualen der indigenen Gesellschaften als Erbstücke und Opfergefäße. In China selbst fanden die großen, schwer getöpferten und mit locker eingeschnittenen, gestempelten und applizierten Motiven dekorierten Schalen mit einem Durchmesser von rund 50 Zentimetern keine funktionale Verwendung; sie entsprachen auch nicht dem an Verfeinerung und Perfektion orientierten ästhetischen Ideal.

Der Vortrag untersucht den enormen Erfolg dieser Schalen als Exportartikel besonders für den islamischen Markt und zeigt anhand von zeitgenössischen Miniaturen, historischen Fotografien und Beschreibungen ihren Gebrauch im Kontext islamischer Essgewohnheiten und als „magische“ Objekte bei Ritualen auf dem südostasiatischen Archipel.

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Programmübersicht

11–11.20 Uhr
Dr. Stephan v. d. Schulenburg
Begrüßung und Einführung

11.20–11.40 Uhr
Dr. Nora von Achenbach
Die Seladontradition in Nord- und Südchina: Gegensatz und Nachahmung

11.55–12.15 Uhr
Dr. Eva Ströber
Religion, Faszination und Funktion – Seladon für den Islamischen Markt

12.30–14.30 Uhr
Mittagspause und Gelegenheit zur Besichtigung der Ausstellung

14.30–14.50 Uhr
Daniel Suebsman
Seladone aus daoistischen und buddhistischen Kontexten

15.05–15.25 Uhr
KOO Siu-Ling
Industrial Design with Celadon ceramics (lecture in English)

15.40–16.00 Uhr
Dr. Sabine Runde
Seladon – aus westlicher Perspektive

16.15–16.45 Uhr
Kaffeepause

16.45–17.30 Uhr
Show me your Ming Vase!
Gelegenheit zum Zeigen und Begutachten von Sammlerstücken – nicht nur Ming!
Mit den ReferentInnen und den ExpertInnen Roswitha Pollack, Andrew Chen und Wolfgang Nolting

17.30–18 Uhr
Bücherverkauf von Dubletten aus der Museumsbibliothek zum Thema Asiatische Kunst
Der Erlös kommt dem Museum zugute.

Zur Ausstellung 亞歐堂 meet asian art: Die Farbe von Jade und Ewigkeit. Chinesische Seladon-Keramik aus zweieinhalb Jahrtausenden.


Fotos: Anja Jahn © Museum Angewandte Kunst