Veranstaltung

Arts Bridge Forum China-Deutschland im Museum Angewandte Kunst Das Samsara aller Dinge: Grenzenlosigkeit in Kunst und Design zwischen Ost und West

17. Oktober 2019, 14–17 Uhr

Das Arts Bridge Forum anlässlich der Frankfurter Buchmesse ist dieses Jahr zu Gast im Museum Angewandte Kunst und präsentiert unter dem Motto „Das Samsara aller Dinge: Grenzenlosigkeit in Kunst und Design zwischen Ost und West“ Vorträge und Diskussionen mit vier chinesischen Künstler*innen und Designer*innen. Zuvor war das Arts Bridge Forum zu Gast auf der Biennale in Venedig und im Design Museum London.

Der Veranstaltungstitel basiert auf zwei grundlegenden Gedanken. Der erste ist „Alle Dinge sind gleich“, geprägt von dem Philosophen Zhang Zai zu Zeiten der Song Dynastie, welcher von der Annahme ausgeht, dass alle Menschen und Dinge zwischen Himmel und Erde unsere Gefährten sind und wir andere Menschen wie Brüder behandeln und Dinge so lieben sollen, wie wir Menschen lieben. Der zweite Gedanke wurzelt in der Transmigrationsidee des indischen Buddhismus und mit dem verbundenen Glauben, dass sich alles Lebendige durch verschiedene Sphären der Existenz bewegt und dass das ewig drehende Rad von Tod und Wiedergeburt fast endlos ist. Auf diese zwei Gedanken bezogen, geht es um den Zyklus, den alle Dinge zu durchlaufen scheinen. Samsara bezieht sich dabei nicht nur auf lebendige Dinge, sondern auch auf nicht-lebendige Dinge. Kunst und Design können die Rekonstruktion und Transformation antiker Kulturen, Konzepte und Fähigkeiten verwirklichen. Das ist was als Samsara aller Dinge zu verstehen ist und was als zentrales Thema für das Arts Bridge Forum zur Frankfurter Buchmesse 2019 festgelegt wurde. Damit wird eine Sichtweise zum Ausdruck gebracht, die sich nicht auf westliche Vorbilder, sondern auf eigene asiatische Traditionen bezieht.

Programmübersicht

Donnerstag, 17.10.2019, 14–17 Uhr

14–14.30 Uhr Vorträge und Diskussion mit Xu Bing (Künstler) und Axel Malik (Künstler)
14.30–15 Uhr Vorträge und Diskussion mit Zhu Zheqin (Künstlerin) und Prof. Matthias Wagner K (Direktor, Museum Angewandte Kunst)
15–15.20 Uhr Kaffeepause
15.20–16 Uhr Vorträge und Diskussion mit Jamy Yang (Designer), Xu Gang (Designer) und Prof. Dr. Klaus Klemp (Designtheoretiker)
16–16.10 Uhr Schlusswort von Prof. Dr. Klaus Klemp (Designtheoretiker)
16.10–17 Uhr Meet and Greet / Networking

Moderation: Wang Zijian und Prof. Dr. Klaus Klemp

Diskussion und Vorträge in englischer Sprache. Ohne Voranmeldung. Eintritt kostenlos.


Xu Bing

Prof. Xu Bing wurde 1955 in Chongqing, China, geboren und absolvierte im Jahr 1981 die Zentrale Akademie der Schönen Künste in Peking (CAFA) und wurde dort Dozent. Derzeit lebt und arbeitet er in Peking und New York. Seine Arbeiten wurden bereits in international anerkannten Museen präsentiert, unter anderem im MoMA in New York; der Arthur M. Sackler Galerie, Washington, D.C.; dem British Museum, London; dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid und dem Museum Ludwig, Köln. Darüber hinaus hat Xu Bing an verschiedenen internationalen Ausstellungen teilgenommen, unter anderem der 45., 51. und 56. Biennale von Venedig, der Biennale von Sydney und der Johannesburg Biennale.
1999 erhielt Xu Bing ein MacArthur-Stipendium für seinen außerordentlichen Beitrag zur Gesellschaft, vor allem „in den Bereichen Druckgrafik und Kalligraphie“.. Im Jahr 2003 wurde ihm der 14. Fukuoka Asian Culture Award für seinen „Beitrag zur Entwicklung der asiatischen Kultur“ verliehen. 2004 gewann er den ersten Artes-Mundi-Prize in Wales. Im Jahre 2006 verlieh der Southern Graphics Council Xu Bing den „Lifetime Achievement Award“ für sein Lebenswerk. 2015 wurde er mit dem 2014 Department of State-Medal of Arts für seine Bemühungen zur Förderung des kulturellen Verständnisses durch seine Kunstwerke ausgezeichnet.


Jamy Yang

Jamy Yang wurde als Gründer und Designdirektor von YANG DESIGN und YANG HOUSE, sowie einer Gastprofessor an der Tongji-Universität, und bei Forbes als „Top Influential Chinese Designer“ ausgezeichnet. Als ehemaliger Mitarbeiter der Münchener Designzentrale von Siemens, erhielt er nach seinem Studium an der Zhejiang University und der China Academy of Art einen Master in Industriedesign aus Deutschland, mit einem Vollstipendium an der WK Foundation. Jamys Design-Engagement hat ihm internationale Anerkennung eingebracht, Hunderte von Designpreisen, darunter Red Dot, iF, GOOD DESIGN, IDEA und DFA Silver. 2005 gründete er YANG DESIGN, die zukunftsweisendste Industriedesign-Beratung in China, YANG DESIGN MUSEUM im Jahr 2013, Chinas erstes privates Museum für Industriedesign, und begann im Jahr 2010 mit dem Bau einer Lifestyle-Marke „YANG HOUSE“, welche zur Neugestaltung und Wiederbelebung der traditionellen chinesischen Handwerkskunst beiträgt. Mit einer Kombination aus deutschem Logikdenken und chinesischem humanistischem Geist hat Jamy Yang seine eigene Designphilosophie entwickelt und ist Partner renommierter globaler Marken, darunter Boeing, Audi und Bosch, mit Projekten, die verschiedenste Bereiche von Brillen und Koffern, Unterhaltungselektronik, Haushaltsprodukte bis hin zu Flugzeugkabinen abdecken. Eine Reihe von CSR-Projekten, die mit NGOs wie Greenpeace, One Foundation und Animals Asia Foundation zusammenarbeiten, zeigen seine Überzeugung, soziale Verantwortung als Designer zu übernehmen.


Zhu Zheqin

Zhu Zheqin (Dadawa) ist als Sängerin, grenzüberschreitende Klangkünstlerin, unabhängige Produzentin und Gründerin von KANJIAN bekannt. Sie ist WCC World Handicraft Botschafterin des World Handicraft Council und war von 2009 bis 2011 China Goodwill Botschafterin. Als Verfechterin und Förderin des zeitgenössischen Designs in China, engagiert sie sich für die Rekonstruktion der zeitgenössischen chinesischen Kulturästhetik. In den letzten 20 Jahren hat sich Dadawa auf eine künstlerische Erkundungsreise mit Musik als Ausgangspunkt begeben. Ihre Werke und ihr Schaffen haben sich in den letzten Jahren stark mit den Bereichen Ton, Bild, Performance, Design, Medien sowie Öffentlichkeit und Gemeinschaft befasst. 2009 initiierte sie zusammen mit UNDP das Programm „SHOW THE WORLD -Kulturbasierte Entwicklungshilfe für Ethnien in China“, das zeitgenössisches Design fördert, welches von der Weisheit der chinesischen Kulturen und Traditionen inspiriert ist. Im Jahr 2012 gründete sie KANJIAN (was auf Chinesisch „sehen“ bedeutet), eine Designmarke, die zeitgenössisches Design verwendet, um das traditionelle chinesische Handwerk zu beleben.


Xu Gang

Xu Gang ist Gründer und Designdirektor von BENTU. Er und sein Team befassen sich mit Produktdesign und Innovation in verschiedenen Bereichen, u.a. Kunst, Haushaltswaren, Lebensmittel, Raumgestaltung, Kleidung. Sie kombinieren Design und Herstellung und erforschen weitere Produktionsmöglichkeiten und experimentieren dabei mit neuen Materialien. Mit seiner humanistischen Wahrnehmung, führt er sein Team seit der Gründung von BENTU dazu, die Verschwendung des Industriezeitalters zu minimieren und nutzlos gewordene Materialien wieder in den Alltag einzugliedern. BENTU ist eine unabhängige und experimentelle Design-Marke, die Design, Produktion, Vertrieb und Werbung für Produkte zugleich abdeckt. Basierend auf dem Design, stellen sie Produkte von hoher Qualität her, die unseren täglichen Bedürfnissen entsprechen, einschließlich Beleuchtungskörpern, Haushaltsartikeln, Gartenmöbeln, Wanddekorationsmaterialien und lassen verschiedene Materialien durch eine Reihe von Experimenten zu ihrem eigentlichen Ursprung zurückkehren, indem sie ihre ursprüngliche Textur enthüllen und erkunden. Xu Gang hat sich bemüht, die Realität zu beeinflussen und die Welt zu verändern. Zusammen mit seinem Team gewann er den Red Dot Award: Best of the Best, einen Designpreis, einen Good Design Award und weitere internationale Auszeichnungen.


Klaus Klemp

Prof. Dr. Klaus Klemp, geboren 1954, erhielt nach seinem Studium in Design und Visueller Kommunikation einen Abschluss in Design. Anschließend studierte er Kunstgeschichte. Von 1988 bis 2006 leitete er die Kulturabteilung der Stadt Frankfurt am Main. Er leitete auch zwei städtische Galerien; von 2006 bis 2012 war er Ausstellungsleiter und von 2013 bis 2014 stellvertretender Direktor des Museums Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Seit 1998 ist er Dozent für Designgeschichte, Designtheorie und Public Design an mehreren Universitäten; seit 2008 Honorarprofessor an der Hochschule HS-RM in Wiesbaden; Von 1995 bis 2005 Mitglied des Präsidiums des Rat für Formgebung, seit 2010 Vorstandsmitglied der Dieter und Ingeborg Rams Stiftung und Mitglied des Beirats der Gesellschaft für Designgeschichte. Seit dem Wintersemester 2014/15 ist er hauptberuflich Professor für Designtheorie und Designgeschichte an der HfG Offenbach und als Designkurator am Museum Angewandte Kunst in Frankfurt tätig.


Axel Malik

Axel Malik, geboren 1953, lebt und arbeitet in Berlin. 1989 startete er das Projekt der Tageszeitung „Writing“ und setzt es seitdem fort. Der Schreibvorgang besteht aus einzelnen, bildhaften Zeichen, die sich nie wiederholen. Diese Bewegungsspuren besitzen den Charakter komplexer Linien, die sich auf eine Bewegungssphäre beziehen, die durch eine fortschreitende Differenzierung gekennzeichnet ist. Das Ergebnis ist nicht, oder schon gar nicht im üblichen Sinne, ablesbar. Die Zeichen dieser expansiven Matrix beschreiben nichts Äußeres als ihre eigene Schwingung und Pulsfrequenz. Es ist nicht ihre Aufgabe, ihren Anspruch und ihre Bedeutung, äquivalent oder angemessen zu etwas “da draußen” zu sein, als Symbol oder als funktionale Skriptcodierungsinformation zu fungieren. Wenn die Schrift von ihrem semantischen Kern befreit wird, implodiert die Bewegung des Schreibens sofort und die Abwesenheit von Dingen kehrt in Form einer verdichteten Präsenz, einer zunehmenden Intensität des Moments in die Zeichen zurück. Es geht um die ungehinderte Realität der bloßen Bewegung des Schreibens; über seine inhomogene Dynamik und grenzenlose Erweiterbarkeit, die in ihrem eigenen Einflussbereich und Raum der Möglichkeiten eine strukturell differenzierte Sprache verwirklicht.


Wagner K

Prof. Matthias Wagner K, 1961 in Jena geboren, ist Autor, Kurator, Ausstellungsmacher und Direktor des Museums Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Nach langjähriger freiberuflicher Tätigkeit als Ausstellungsorganisator, Biennale-Direktor, Kunst- und Designkurator und Autor ist er seit 2012 Direktor des Museums Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Hier hat er einen Paradigmenwechsel in der Neudefinition eines Museums für angewandte Kunst herbeigeführt, das auch internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen und zu einer breiten Anerkennung geführt hat. Seine Ausstellungstätigkeit, der Umgang mit der bestehenden Museumssammlung und Veranstaltungsformaten setzen neue Maßstäbe in Bezug auf Inhalt und strukturelle Formen der Rezeption und Wahrnehmung angewandter und freier Kunst, insbesondere Mode, Design und Kunsthandwerk. Anstatt die Objekte der Sammlung ausschließlich anhand ihrer Geschichte zu behandeln, konzentriert sich Wagner K auf die Aushandlung zeitgenössischer Beobachtungen, aus denen sich Fragen ergeben, die in thematischen Ausstellungen mit immer neuen Konstellationen von Objekten konfrontiert werden können. Mit der Ausstellung Jil Sander. Präsens sorgte er für den bisher größten Publikumserfolg in der Geschichte des Museums. Wagner K wurde im Juni 2018 von der Hochschule für Gestaltung Offenbach zum Honorarprofessor für Design Kuratieren ernannt.