Veranstaltungen

Angewandte Talks im Rahmen der Ausstellung ars viva 2021

8.12.2020; 19.1.2021; 26.1.2021

8. Dezember 2020, 19 Uhr Grit Weber mit Sung Tieu
19. Januar 2021, 19 Uhr Willem de Rooij mit Richard Sides (auf Englisch)
26. Januar 2021, 19 Uhr Willem de Rooij mit Rob Crosse (auf Englisch)

Die Gespräche wurden an drei Abenden auf Instagram-Live ausgestrahlt.

Willem de Rooij und Grit Weber sprachen mit den ars viva- Preisträger*innen Rob Crosse, Richard Sides und Sung Tieu.

Wohl kaum lässt sich mehr über die Arbeit von Künstler*innen erfahren, als in persönlichen und direkten Gesprächen. Auch für die Ausstellung ars viva 2021 mit Werken der aktuellen ars viva- Preisträger*innen Rob Crosse, Richard Sides und Sung Tieu, hat das Museum drei virtuelle Gesprächsrunden als Instagram-Live-Format entwickelt und setzt damit ihre Reihe Angewandte Talks fort.

Das erste Gespräch fand zwischen der Künstlerin Sung Tieu und der Kuratorin Grit Weber am 8. Dezember statt. Am 19. und 26. Januar übernahm der Künstler Willem de Rooij das Format und bat jeweils Richard Sides und Rob Crosse zum Dialog.


Gesprächspartner*innen

Rob Crosse

Rob Crosse wurde 1985 in Hertfordshire (Großbritannien) geboren und studierte Fotografie an der Arts University Bournemouth und Bildende Kunst an der Slade School of Fine Art in London.

Rob Crosse setzt den Schwerpunkt in seinen Videos, Performances und Fotografien auf generationenübergreifende Beziehungen und untersucht Themen wie Fürsorge, Verletzlichkeit sowie Formen von Intimität. Achtsam und mit zärtlichem, stets respektvollem Blick zeigen seine Arbeiten gemeinsame Unternehmungen homosexueller älterer Männer, die sich oft in Vereinen organisieren. Die benötigte Unterstützung im Alter und die damit verbundenen Abhängigkeiten und Machtdynamiken werden ebenfalls verhandelt. Bewusst greift Crosse tabuisierte Themen wie sexuelles Begehren und Attraktivität im Alter auf und hinterfragt gängige Körperideale. In einer Zeit, in der queere Lebensentwürfe von nationalistischen Gruppierungen angegriffen und herabgewürdigt werden, definiert der Künstler in seinen Werken neue Formen von Zugehörigkeit und Männlichkeit.

Richard Sides

Richard Sides wurde 1985 in Rotherham (Großbritannien) geboren und studierte Bildende Kunst an der Sheffield Hallam University und am Royal College of Art in London.

Als unerschöpfliche Quelle für sein Werk nutzt Richard Sides vielfältige Referenzen so auch das Internet. Aus diesem globalen Archiv des Alltäglichen extrahiert er Bilder, Musik, Texte und Themen und fügt sie für seine Kunst neu zusammen. Häufig folgt er dabei Personen in ihrem Umgang mit der medialen, durch und durch ökonomisierten Welt, wobei er vor allem in seinen Videos durch harte, schnelle Schnitte das Aggressive und Konflikthafte dieser Auseinandersetzung betont.

Eigens für diese Ausstellung hat er ein Ensemble aus einer mehrteiligen Sitzbank und einem von der Decke hängenden Mobile entwickelt. An der Bank hat er Kästen angebracht, in die er Bilder und Dinge aus seinem eigenen Fundus hineingelegt hat. Die Grundkonstruktionen der Bankteile ähneln einander, doch die verschiedenen Seitenprofile dürften die Körper der Sitzenden in unterschiedliche Haltungen zwingen. Sides Rauminstallationen, Bildcollagen und Objekte wirken profan und zuweilen improvisiert, in ihrer konkreten Materialität und Konstruktion aber verweisen sie stets auf das Menschengemachte und formulieren eine kritische Analyse gegenwärtiger kapitalistischer Verhältnisse.

Sung Tieu

Sung Tieu wurde 1987 in Hai Duong (Vietnam) geboren. Nach einem Kunststudium an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg sowie am Goldsmiths College in London war sie Absolventin des Postgraduiertenprogramms an der Royal Academy of Arts in London.

Sung Tieu setzt sich in ihren Videoarbeiten, Objekten und Rauminterventionen vornehmlich mit soziokulturellen und identitätspolitischen Fragestellungen auseinander und geht dabei Erfahrungen von Migration auf den Grund. Ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist der Einsatz von Sound, den die Künstlerin in seiner psychologischen Dimension untersucht und dabei den Ausstellungsraum zu einem sinnlich erfahrbaren Experimentierfeld macht. Sie kreuzt Dokumentarisches mit Fiktivem, verbindet historisch-politische Ereignisse mit biografischen Elementen, erweitert das scheinbar Faktische um magische Narrative. Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit Parkstück greift das Thema sozialer Ordnung und der Reglementierung zwischenmenschlicher Interaktion auf. Die festgefügte Einheit aus Tisch und Sitz kann letztendlich für das gesellschaftliche Bild der Kleinfamilie stehen als Abgrenzung gegenüber anderen Formen des Zusammenlebens.

Willem de Rooij

Willem de Rooij wurde 1959 in Beverwijk, Niederlande geboren und untersucht durch seine Arbeit mit verschiedenen Medien die Wirkungsweise von Bildern. Kollaborationen und Aneignungen prägen seine künstlerische Herangehensweise und sein Werk hat kunsthistorische und ethnographische Forschungsprojekte angeregt. De Rooij lehrt an der Städelschule, Frankfurt/Main, der Rijksakademie, Amsterdam und dem von ihm mitbegründeten BPA // Berlin Program for Artists. Er war DAAD Artist-in-Residence in Berlin und Robert Fulton Fellow in Harvard. Gemeinsam mit Jeroen de Rijke, seinem Duopartner in der Zeit von 1994 bis 2006, vertrat er die Niederlande auf der 51. Biennale von Venedig.

Jüngste institutionelle Einzelausstellungen De Rooijs fanden an folgenden Institutionen statt: KW Institute for Contemporary Art, Berlin; IMA Brisbane; Museum MMK für Moderne Kunst, Frankfurt/Main; Le Consortium, Dijon sowie Jewish Museum, New York.

Grit Weber

Grit Weber ist nach dem Studium der Kunstgeschichte und Kulturanthropologie und langjähriger journalistischer Tätigkeit seit 2015 stellvertretende Direktorin und Kuratorin für Design, Kunst und Medien am Museum Angewandte Kunst. Sie war Jurymitglied des ars viva- Preises 2021 und hat gemeinsam mit Lieve Brocke die Ausstellung für das Museum Angewandte Kunst kuratiert.

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