Anlässlich der Ausstellung Eclectic Affinities. Hamid Zénati und die Sammlung des Museum Angewandte Kunst, die das Werk des algerischen Künstlers Hamid Zénati (1944-2022) in Beziehung setzt zu Sammlungsobjekten des Museums, hat das isenburg quartett erneut ein Konzert erarbeitet und bringt es im Foyer des Museum Angewandte Kunst zum Erklingen. Das Programm bietet selten gespielte Werke von Erwin Schulhoff und zwei Neukompositionen von Flora Geißelbrecht und Diego Ramos Rodríguez. Die Stücke widmen sich den Themen Eklektizismus, Kosmopolitismus und Globalisierung.
Die Fünf Stücke für Streichquartett (1924) von Erwin Schulhoff (1894-1942) sind ein Paradebeispiel kosmopolitischen Eklektizismus in der Musik nach dem Ersten Weltkrieg. Schulhoff verbindet die afrikanisch-amerikanischen Einflüsse des Jazz, osteuropäische und südamerikanische Volkstänze und die Musik der europäischen Avantgarde zu einer neuen, höchst persönlichen Musiksprache über geografische, klimatische und kulturelle Grenzen hinweg mit dem Ziel, die Unterscheidung zwischen Gebrauchs- und Kunstmusik überflüssig zu machen.
Die Uraufführung Hamid von Diego Ramos Rodríguez (1989*), beschäftigt sich mit Zénatis Textilarbeiten, die Grenzziehungen zwischen Kunst, Design und Handwerk herausfordern. Seine Werke bleiben immer abstrakt und wirken zugleich lebendig und unmittelbar. Als wahrer Kosmopolit verarbeitet er diverse künstlerische Einflüsse zu einer neuen formalen Bildsprache, ohne an Leichtigkeit zu verlieren. Kann Musik den scheinbaren Widerspruch zwischen Abstraktion und Konkretheit, zwischen formaler Strenge und inhaltlicher Durchlässigkeit auf eine ähnliche Art auflösen?
In Light of the third (…) lädt Flora Geißelbrecht (*1994) zum Staunen und Nachspüren von akustischen und visuellen Schatten ein. Das Stück bringt das Phänomen der Differenztöne auf Streichinstrumenten regelrecht „ans Licht”. Durch das geschickte Anbringen von Taschenlampen an die Instrumente werden aus Schattenbildern SchattenTÖNE. Diese Differenztöne liegen an der unteren Hörschwelle des Menschen und werden nur durch ihre Umgebung hervorgerufen. In der Komposition begleiten sie pulsierende Rhythmen und flirrende Harmonien; ungewöhnliche Klangfarben und sogar Lichteffekte sorgen für eine unmittelbare Lebendigkeit, die einen engen Bezug zum Werk Hamid Zénatis aufweist.
Programm:
Erwin Schulhoff (1894-1942): Fünf Stücke für Streichquartett (1923)
Diego Ramos Rodríguez (*1989): Hamid (2024, UA)
Flora Geißelbrecht (*1994): Light of the third (…) (2024, UA)
Besetzung:
Jagdish Mistry, 1. Violine
Diego Ramos Rodríguez, 2. Violine
Laura Hovestadt, Bratsche
Sophie Herr, Violoncello
Ticket:
18 Euro/keine Ermäßigung (Eintrittspreis für Konzert plus vorherige Führung durch die Ausstellung). Tickets können hier erworben werden.
Foto: Linda Knauer Mehr erfahren |