Veranstaltungen
06. März 2015
Eine Veranstaltung zu der Frage, was angewandte Kunst sein kann
Obwohl der Begriff der angewandten Kunst häufig genutzt wird, gibt es für ihn keine verbindliche Definition. Dies nimmt der Fachworkshop Angewandte Kunst. Geschichte, Theorie und Praxis zum Anlass, den Begriff und die Disziplin gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kunst und Wissenschaft zu untersuchen.
Der Begriff wird im Kontext gestalterischer Produktionsweisen gebraucht und für das Kunsthandwerk, Kunstgewerbe, Design wie auch das Produktdesign gleichermaßen verwendet. Als Kunsthandwerk wird dabei die Herstellung von Unikaten mittels Handarbeit verstanden, bei der sowohl Idee wie auch die Umsetzung ganz im Sinne des handwerklichen Produktionsbegriffes von einer Person ausgeführt werden. Unter dem Kunstgewerbe versteht man hingegen die serielle Produktion beispielsweise in einer Manufaktur, in der die Entwicklung des Designs und deren Umsetzung nicht in einer Hand liegen müssen. Der Begriff des Produktdesigns meint wiederum den Entwurf, der für eine maschinelle Produktion in hohen Stückzahlen angepasst ist.
Darüber hinaus wird angewandte Kunst auch häufig im Sinne seines Gebrauchswerts in Kombination mit einem ästhetischem Mehrwert beschrieben. Demgegenüber gibt es aber auch Ansätze, die angewandte Kunst allein auf das Dekorative beschränkt wissen möchten.
Offene Fragen zur angewandten Kunst ergeben sich auch im Zusammenhang der Autorenschaft sowie seines Warencharakters, die wiederholt als Genregrenze zur sogenannten „freien“ Kunst ins Feld geführt werden.
Der Fachworkshop stellte den ersten Versuch dar, sich mit dieser beschrieben Problematik zu befassen, um der angewandte Kunst eine systemische Präsenz zu verleihen und diese in ihrer aktuellen Relevanz abzubilden.
Die Themen des Fachworkshops wurden in Kooperation mit den Hochschulprofessoren Regine Prange und Carsten Ruhl von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main sowie Christof Windgätter von der Berliner Technischen Kunsthochschule erarbeitet.
Der Fachworkshop Angewandte Kunst. Geschichte, Theorie und Praxis wurde aufgezeichnet und im Anschluss daran in einer Publikation veröffentlicht. Zugleich wurden mit diesem Fachworkshop Fragestellungen erarbeitet, welche die Grundlage für ein 2017 geplantes internationales Symposium bilden.
Ausgangspunkt bildete die 2014 von Eva Linhart und Mahret Kupka kuratierte Ausstellung Give Love Back. Ata Macias und Partner. Eine Ausstellung zu der Frage, was angewandte Kunst heute sein kann.
Den Rahmen für diese Ausstellung und den daraus entstehenden Diskurs bot die Neupositionierung des Museum Angewandte Kunst seit 2012 durch die Direktion von Matthias Wagner K als „Möglichkeitsraum“ im Sinne einer Plattform für Aushandlungsprozesse im Widerstreit von Formen, Normen und Vorstellungen.
11.00-11.10 Uhr
Begrüßung, Matthias Wagner K, Direktor Museum Angewandte Kunst
11.30-12.45 Uhr
I. Genese und Problematik angewandter Kunst
1. Genealogie angewandter Kunst als eine Geschichte der Differenz
Dr. Eva Linhart (Gastgeberin)
2. Angewandte Kunst als Paradigma des modernen Kunstbegriffs
Prof. Dr. Regine Prange
(seit WS 2001 Lehrstuhl für Neuere und Neueste Kunstgeschichte, Kunst- und Medientheorie in Frankfurt a.M.)
3. Die Wurzeln des Design im Geiste der Kunst
Dr. Esther Cleven
(seit 2011 Kustodin für angewandte Kunst und Design bei der Klassik Stiftung Weimar)
4. Angewandte Kunst und Warencharakter
Prof. Dr. Wolfgang Ullrich
(Seit 2006 ist er Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.)
12.45-13.30 Uhr
Mittagessen
13.30-15.10 Uhr
II. Systemische Präsenz und Praxis angewandter Kunst
5. Genealogie der Institutionen für angewandte Kunst
Prof. Dr. Christof Windgätter
(seit 2012 Lehrstuhl für Architekturgeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften)
6. Wie viel angewandte Kunst ist im Kunsthandwerk?
Dr. Sabine Runde
(seit 1983 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main, Oberkustodin und Kuratorin für Mittelalter bis Gegenwart. Ihre Arbeit ist programmatisch ausgerichtet auf die Thematik Kunsthandwerk und Angewandte Kunst.)
7. Theoriebildung und Lehre angewandter Kunst an den Universitäten
8. Welche Kunstgeschichte wird an einer Hochschule für Gestaltung gelehrt?
Prof. Dr. Christian Janecke
(seit 2006 Professor für Kunstgeschichte an der HfG Offenbach)
9. Design versus Kunst Prof. Volker Albus
(Professor für Produktdesign, Prorektor für Forschung an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe)
15.30-17.00 Uhr
III. Gegenwart und Perspektiven angewandter Kunst
10. Die Auflösung alter Grenzen von angewandter und freier Kunst und die Bildung neuer Grenzen
Dr. Barbara Steiner
(Freie Kuratorin, Autorin, ehemalige Direktorin der Stiftung Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig)
11. Mode versus Kunst
Dr. Anja Krause-Wahl
(Kunstgeschichtliches Institut der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Arbeitsschwerpunkte im Bereich der modernen und zeitgenössischen Kunst, hier insbesondere zur Künstleridentität, Künstlerausbildung (in Verbindung mit den sich wandelnden künstlerischen Arbeitsweisen), zu Künstlerzeitschriften und zu der Relation von Mode und Kunst.)
12. Mode und Mythos Partizipation
Dr. des. Mahret Kupka (Gastgeberin)
10. Warenästhetik und Museum