Give Love Back Again – Pop-up Event und Ausstellung zum Erfolg eines Plakats zwischen Hommage, Kopie und Urheberrecht

25. – 29. Juni 2025

Eröffnung: Mittwoch, 25. Juni 2025, 18–20 Uhr

Grafik: Sandra Doeller in Kooperation mit Graziano Capitta © Museum Angewandte Kunst

Zehn Jahre nach dem Ausstellungsprojekt des Museum Angewandte Kunst Give Love Back. Ata Macias und Partner. Eine Ausstellung zu der Frage, was angewandte Kunst heute sein kann, ziehen die beteiligten Kuratorinnen Eva Linhart und Mahret Kupka zusammen mit Sandra Doeller und Gabi Schirrmacher Bilanz: Das Resümee eines Ausstellungserfolgs, der seinen Siegeszug bis heute in Form zahlreicher Plagiate der von Sandra Doeller gestalteten Plakate rund um die Welt antrat.

Give Love Back Again – Pop-up zeigt vier Tage lang das ganze Spektrum von Kopien und Adaptionen durch unterschiedliche Akteur:innen: von der Fashion-Industrie bis zu freien Projekten und deren vielseitigen Anwendungskontexten – wie etwa auf Socken, T-Shirts, Tattoos, Tassen, Protestplakaten oder Getränkeautomaten. Viele dieser Objekte hat Sandra Doeller in den letzten zehn Jahren gesammelt. Manche wurden ihr zugetragen, andere hat sie im Internet oder auch zufällig auf den Straßen berühmter Metropolen entdeckt.

Diese zahlreichen Übernahmen und Modifikationen des Plakats und der Idee von Liebe als Prinzip der Gegenseitigkeit sind nach zehn Jahren ein guter Anlass, um die Bedeutung und die Rolle des Urheberrechts im Kontext kreativer Leistungen zu hinterfragen – insbesondere angesichts der zunehmenden Relevanz von künstlicher Intelligenz im Verhältnis von Original und Kopie.

2014/2015 initiierte Eva Linhart die Ausstellung Give Love Back, um nach dem Bedeutungsraum von angewandter Kunst zu fragen und diese Kunstform genauer zu untersuchen. Als Protagonisten des Ausstellungsprojekts wählte sie Ata Macias – eine Schlüsselfigur der Frankfurter Kulturszene, der mit seinem Wirken an der Schnittstelle von DJ-ing, Fashion und Lifestyle Orte wie den Club Robert Johnson, den legendären ersten Concept Store Frankfurts Bergmans, den Club Michel und zahlreiche weitere Hotspots in Zusammenarbeit mit Künstler:innen wie Tobias Rehberger, Anne Imhof, Michael Riedel oder Carsten Fock geprägt hat. Entlang seiner Gestaltungsstrategien und sozialer Kreativität thematisierte die Ausstellung das Verhältnis von Kunst und Leben.

Als Leiterin der Abteilung Buchkunst und Grafik bat Eva Linhart ihre damals von Direktor Matthias Wagner K berufene neue Kollegin Mahret Kupka – Kuratorin für Mode, Körper und Performatives – um eine Kooperation. Zusammen mit Katharina Baumecker erweiterten sie das Projekt um den Dialog mit der künstlerischen Planerin Gabi Schirrmacher und der Grafikdesignerin Sandra Doeller. Ata Macias und sein Tun zwischen künstlerischen Strategien und Lebenspraxis bildeten das Zentrum, das einen Analyse-Prozess zu der Problematik von angewandter Kunst freisetzte.

Das Projekt war überaus erfolgreich: Allein bei der Eröffnung am 12. September 2014 kamen 2.500 Besucher:innen und das Interesse war auch in der Folgezeit enorm. Der Erfolg der Ausstellung beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Thematik und die Liebe gegenüber Ata. Auch wenn viele Menschen mit seiner Person glückliche Zeiten verbinden und diese mit ihrem Ausstellungsbesuch würdigten, wurden vor allem die von Sandra Doeller gestalteten Plakate, in ihrer Kombination aus jeweils einer Zeichnung von Graziano Capitta und einem Text von Matthias Wagner K, zu Botschaftern der Ausstellung: Angewandte Kunst im Sinne von Give Love Back avancierte das Thema in die Welt.

Dies spiegelt eine zentrale Problematik: Die Plakate entwickelten durch ihre weite Verbreitung ein Eigenleben – jenseits autorisierter Kontexte. Die zahlreichen Adaptionen zeugen einerseits von der ikonischen Kraft der Motive, führen zugleich aber auch die Grenze zwischen Inspiration, Aneignung und Urheberrechtsverletzung vor Augen. So legen die Plakate – über ihren gestalterischen Erfolg hinaus – auch den Finger in die Wunde der angewandten Kunst.

Statt jedoch ihr Recht auf ihre Urheberschaft einzuklagen, begegnen die Grafikerin und der Künstler der Verselbständigung der Motive im Spirit von Give Love Back und ganz nach dem Motto von Coco Chanel: „Wenn Sie ein Original sein wollen, müssen Sie darauf gefasst sein, kopiert zu werden.“

Foto: Sandra Doeller

Give Love Back Again – Pop-up Veranstaltungstag

Mittwoch, 25. Juni 2025

Give Love Back Again – Pop-up
Grafik: Sandra Doeller © Museum Angewandte Kunst

18 Uhr
Begrüßung: Direktor Professor Matthias Wagner K

18.20 Uhr
Dia-Show der Ausstellung Give Love Back. Ata Macias und Partner. Eine Ausstellung zu der Frage, was angewandte Kunst heute sein kann von 2014/15 mit Kommentaren aller Beteiligten: Eva Linhart zusammen mit Mahret Kupka sowie Ata Macias gemeinsam mit Sandra Doeller und Gabi Schirrmacher.

18.50 Uhr
Präsentation von Sandra Doeller: Vorstellung von weltweiten Nach- und Umbildungen der Give Love Back Ausstellungsplakate

19.10 Uhr
Panel mit anschließender Diskussion: Urheberrecht zwischen Inspiration, Kopie und Plagiat.
Mit Sandra Doeller, Grafikdesignerin mit Erfahrung im Spannungsfeld von Gestaltung und Autor:innenschaft, Andreas Knauf, Rechts- und Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz mit Spezialisierung auf Urheber-, Marken-, Design- und Wettbewerbsrecht, der vor allem Kreative und Unternehmen der Kreativbranche berät, sowie Eva Linhart, Kunstwissenschaftlerin mit Fokus auf die Schnittstelle von freier und angewandter Kunst, die sich mit den Formulierungen und Kunstbegriffen im Urheberrecht auseinandersetzt.

Zusammen erörtern sie die folgenden Fragen: Was ist Urheberrecht? Was meint Schöpfungshöhe? Wer beurteilt so etwas? Nach welchen Kriterien?

20 Uhr
Ende


Die Beteiligten

Ata Macias verbindet wie kein anderer Konzepte aus der bildenden Kunst und der Clubkultur. Ob Interieur, Design, Mode, Essen, Musik, Kunst oder Haltung – er und seine Mitstreiter:innen entwickeln einzigartige Konzepte, Objekte und Umgebungen.

Sandra Doeller ist Grafikdesignerin mit Schwerpunkt auf Plakat-, Buch- und Ausstellungsgestaltung im Kunst- und Kulturbereich. Sie gründete 2013 das Bureau Sandra Doeller in Frankfurt am Main und verfolgt einen konzeptionellen, kontextbezogenen Gestaltungsansatz. Neben ihrer gestalterischen Praxis unterrichtet sie regelmäßig an Kunst- und Designhochschulen und ist Mitinitiatorin interdisziplinärer Plattformen zur Reflexion von Grafikdesign an der Schnittstelle zu angrenzenden Disziplinen.

Gabi Schirrmacher ist künstlerische Planerin mit Fokus auf kollaborative Projektformate. Seit über 18 Jahren begleitet sie Kunst-am-Bau-Projekte internationaler Künstler:innen. Im Rahmen von Give Love Back (2014/2015) war sie an der Entwicklung des Concept Stores beteiligt. Ihre Rolle, die sie als „Partnerizing“ beschreibt, lag in der konzeptionellen Planung, der Vermittlung zwischen Gestalter:innen und Produzent:innen sowie in der inhaltlichen Begleitung der entstandenen Edition.

Juristische Expertise

Andreas Knauf arbeitet seit über 20 Jahren als selbständiger Rechtsanwalt und Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz. Sein Fokus liegt auf dem Urheberrecht, Markenrecht, Designrecht und Wettbewerbsrecht – Bereiche, in denen er vor allem Kreative und Unternehmen der Kreativbranche berät.

Parallel zu seiner Kanzleitätigkeit unterrichtet er an verschiedenen Hochschulen, unter anderem zu Musikrecht und Designrecht. Dabei begegnen ihm immer wieder Fragen zur Schöpfungshöhe und anderen Kernthemen des Immaterialgüterrechts.

Museum Angewandte Kunst

Dr. Eva Linhart ist Kunstwissenschaftlerin mit Schwerpunkt ästhetische Grenze, Schnittstelle freie und angewandte Kunst sowie Genieästhetik als bürgerliche Emanzipationspraxis. Seit 1999 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum Angewandte Kunst und seit 2003 Leiterin der Abteilung für Buchkunst und Grafik, wo sie zahlreiche Projekte und Ausstellungen realisierte, um den Buchraum als Kunstraum sowie die Wirkungspraxis von Plakaten zwischen grafischen, malerischen und performativen Strategien zu hinterfragen.

Dr. Mahret Kupka ist Kunstwissenschaftlerin, Kuratorin und Autorin mit Schwerpunkt auf Mode als kulturelle Praxis. Sie beschäftigt sich mit Fragen von Repräsentation, Identität und Dekolonisierung im Design und kuratiert seit 2013 am Museum Angewandte Kunst in Frankfurt. Lehrtätigkeiten u. a. an der UdK Berlin und ab 2024 als Gastprofessorin an der Städelschule.

Prof. Matthias Wagner K, Direktor des Museum Angewandte Kunst, leitet das Haus seit 2012. Dabei bildet sein Konzept vom Museum als Möglichkeitsraum im Sinne einer Plattform für Aushandlungsprozesse zu der Frage, was angewandte Kunst sein kann, den Ansatz. Mit der dialogisch angelegten Ausstellung Give Love Back zum Verhältnis von Kunst und Leben erreichte das Konzept einen ersten experimentell-reflexiven Höhepunkt.