Veranstaltung

iQ – Konzertreihe mit Neukompositionen

Das isenburg Quartett zu Gast im Museum Angewandte Kunst

Drei Konzerte, drei Ausstellungen, eine neue Veranstaltungsreihe: das Museum Angewandte Kunst bringt zeitgenössische und klassische Musik in eine spannungsreiche Interferenz mit den abwechslungsreichen Themen seiner Ausstellungen.

Für die iQ-Konzertreihe interpretiert das isenburg Quartett an drei Abenden im Jahr Themen und Objekte des Museums musikalisch; je drei Uraufführungen ergänzen das Konzertprogramm und liefern neue Kompositionen von Diego Ramos Rodríguez (*1989), Elnaz Seyedi (*1982) und Julia Mihály (*1984).

© isenburg Quartett

iQ-Konzertreihe mit Neukomposition im Rahmen der Ausstellung ANETTE LENZ. à propos

In Erweiterung der Ausstellung ANETTE LENZ. à propos wurde eine Neukomposition der Komponistin Julia Mihály uraufgeführt. Mihály bewegt sich mit ihrer Arbeit an den Schnittstellen von Neuer Musik, Performance Kunst und elektroakustischer Musik. Dabei greift sie vor allem das collagierte Arbeiten mit unterschiedlichen Materialitäten für ihre eigene Komposition auf, in der sie die Klanglichkeit des Streichquartetts mit live gespielten Sandpapier-Klängen und Aufnahmen von im Wind aufgewirbelten Abfällen kombiniert und überlagert. Ein weiteres Element in dieser Collage bildet die Transkription von Sprache in die Instrumentalstimme der Bratsche. Hierfür wird eine Textpassage aus dem Roman Melancholie des Widerstands von László Krasznahorkai verwendet, aus der auch der Titel des Stückes stammt: Eine bislang unbekannte Qualität der Trostlosigkeit.


Biografien der Ensemblemitglieder

Laura Hovestadt ist eine aus Karlsruhe stammende Bratschistin. Sie studierte in Köln, Paris, Frankfurt (Internationale Ensemble Modern Akademie) und zuletzt in Amsterdam, wo sie 2019 ihr Masterstudium bei Marjolein Dispa und Nobuko Imai abschloss. Sie ist sowohl in der klassischen, als auch in der zeitgenössischen Musikszene aktiv. Laura Hovestadt lebt als freischaffende Musikerin in Köln und arbeitet mit verschiedenen Ensembles und Orchestern, unter anderem dem Gürzenich Orchester Köln, dem Ensemble Modern und dem Oh Ton Ensemble. Außerdem ist sie Mitglied mehrerer eigenen Ensembles. Als Mitbegründerin und künstlerische Leiterin des 2017 gegründeten jungen Kölner Ensembles Kollektiv3:6Koeln für zeitgenössische und experimentelle Musik beschäftigt sie sich beispielsweise neben den musikalischen Aspekten auch eingehend mit den Möglichkeiten neuer Konzertformate.

Michael M. Kasper studierte in Berlin und in Köln. Von 1980 bis 1985 war er Mitglied des Ensemble Modern, anschließend bis 1997 Cellist im Kölner Rundfunksinfonieorchester. Von 1988 bis 2001 Dozent für Violoncello und zeitgenössische Kammermusik an der Musikhochschule Aachen. Dort gründete er 1997 eine eigene Konzertreihe für Neue Musik. Seit 1997 ist er wieder Mitglied des Ensemble Modern.

Er ist Gründungsmitglied der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) und war von 2006 bis 2014 Leiter des seit 2006 in Kooperation mit der Frankfurter Musikhochschule angebotenen Masterstudiengangs „Internationale Ensemble Modern Akademie – Masterstudiengang der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main“. Michael M. Kasper wohnt in Offenbach/Main. 2009 erschien seine Porträt-CD rounds per minute bei Ensemble Modern Medien.

Jagdish Mistry siedelte 1975 von seinem Geburtsort Bombay nach England, um an der Yehudi Menuhin School zu studieren. Während dieser Zeit wurde Jagdish Mistry mehrfach eingeladen, gemeinsam mit Menuhin Bachs Doppelkonzert und andere Kammermusik in Europa sowie Indien und China zu spielen. Zu seinen Lehrern zählte damals David Takeno, bei dem Mistry auch seine Studien an der Guildhall School in London fortsetzte. Zwischen 1986 und 1992 war er Primarius des Mistry String Quartett, mit dem er Werke von Edward Elgar, Arnold Bax und Elizabeth Maconchy für Decca Argo, Chandos und Unicorn sowie für die BBC aufnahm. Gleichzeitig verfolgte er seine Karriere als Solist und spielte mit vielen Orchestern wie etwa der Oslo Filharmonien, dem Bergen Filharmoniske Orkester, dem Toronto Symphony Orchestra, den Wiener Symphonikern, dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, dem Philharmonia Orchestra in London und dem Royal Scottish National Orchestra.

Seit 1994 ist Jagdish Mistry Mitglied des Ensemble Modern und arbeitet dabei mit den wichtigsten Komponisten unserer Zeit zusammen. Er gastiert regelmäßig als Konzertmeister verschiedener Sinfonie- und Kammerorchester in Großbritannien, Spanien und der Schweiz. Derzeit ist Jagdish Mistry zu seiner Leidenschaft für das Streichquartett zurückgekehrt und gründete mit weiteren Ensemble Modern Mitgliedern das isenburg Quartett. Jagdish Mistry spielt auf einer Violine von J.B. Vuillaume, Paris 1853.

Diego Ramos Rodríguez hat seit seinem Violine- und Kompositionsstudium in Madrid, Düsseldorf und Frankfurt in zahlreichen Orchestern und Ensembles mitgespielt, u.a. dem Ensemble Modern, der MusikFabrik, der Bayerischen Staatsoper, dem Mahler Chamber Orchestra, dem Ensemble Interface, dem isenburg Quartett und dem Améi Quartett. Er tritt regelmäßig in bedeutenden Festivals und Konzertsälen als Geiger und Komponist auf und arbeitet zusammen mit Formationen wie Ensemble Garage, sonic.art, Slowind, Ensemble Modern; Komponisten wie Helmut Lachenmann, Heiner Goebbels und Bernd Tewes; Choreografen wie Jacopo Godani; Filmregisseuren wie Timm Kröger und Schriftstellern wie Nuno Ramos. Seine Werke erhielten verschiedene Preise und waren bereits in Europa, Nordamerika und Asien zu hören. Diego Ramos promoviert zurzeit an der Goethe Universität Frankfurt und arbeitet regelmäßig mit Institutionen wie der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt und dem Netzwerk Neue Musik Baden-Württemberg zusammen.


Biografien der Komponistinnen

Julia Mihály bewegt sich als Komponistin und Performerin an den Schnittstellen von Neuer Musik, Performance Kunst und elektroakustischer Musik. In der Tradition Technologie-basierter Performance stehend, verwendet sie live-elektronische Klangsynthese-Prozesse als szenische Inszenierungsmittel. Dabei wird der Computer zum interaktiven Kammermusikpartner und der Körper zur auskomponierbaren Projektionsfläche. Sie setzt sich mit gesellschaftspolitischen Themen der aktuellen Alltags- und Medienkultur auseinander und verbindet diese ästhetisch mit Einflüssen aus Popkultur, Trash und Anti-Kunst. 2019 ist Julia Mihály Stipendiatin der Ernst von Siemens Musikstiftung (Progetto Positano). Sie erhielt zuletzt Kompositionsaufträge vom Deutschlandfunk, Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste sowie von den KunstFestSpielen Herrenhausen. Mihály tritt auf Festivals und Konzertreihen für Neue Musik auf, z.B. beim Heroines of Sound Festival in Berlin (RADIAL- SYSTEM V & Berghain), Suntory Hall Tokyo, der Biennale für Musik in Venedig, SPOR Festival Arhus, Ruhrtriennale, Zeitkunst Festi- val Rio de Janeiro, Opernfestspiele der Bayerischen Staatsoper, Sound and Music Computing Conference (SMC), NTU CCA Centre for Contemporary Arts Singapore, TEMPO REALE Florenz. Julia Mihály unterrichtet das Fach „Komposition und Technologie“ an der HfMDK Frankfurt.

Elnaz Seyedi ist eine Komponistin, die parallel zu ihrem Informatikstudium in ihrer Geburtsstadt Teheran Klavierunterricht bei Ali Gorji und Farimah Ghawram-Sadri bekam. Außerdem nahm sie bei Alireza Mashayekhi Unterricht in Musik und Komposition bevor sie von 2007 bis 2019 ihr Studium der Komposition in Bremen an der Hochschule der Künste, in Essen an der Folkwangschule und in Frankfurt am Main an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst absolvierte. Seyedi war Stipendiatin der Friedrich Ebert Stiftung, erhielt 2016 ein Jahresstipendium des DAAD sowie des Alois Zimmermann Stipendium der Stadt Köln. Internationale Aufführungen und Veröffentlichungen begleiten ihre Vita als Komponistin, so beim Ultraschall Festival für Neue Musik in Berlin, der Gaudeamus Muziekweek in Utrecht, der Biennale in Venedig, dem studentischen Off-Programm der Donaueschinger Musiktage sowie dem Impuls Festival im österreichischen Graz.


Vergangene Konzerte

Nach dem Auftakt im Januar hat am 24. Juni 2020 das zweite Konzert in diesem Jahr statt gefunden. Im Rahmen der Ausstellung Life doesn’t frighten me. Michelle Elie wears Comme des Garçons wurde eine Neukomposition der Komponistin Elnaz Seyedi uraufgeführt werden. Seyedi hat sich von der kreativen Handschrift der japanischen Modeschöpferin Rei Kawakubo inspirieren lassen und sie für ihre Komposition frei interpretiert. Die Modeentwürfe stammen aus der Garderobe von Michelle Elie und werden in der Ausstellung mit den persönlichen Geschichten und Alltagserfahrungen ihrer Trägerin ergänzt.

Mit Stücken aus der Ars Subtilior des 14. Jahrhunderts, von John Cage (1912–1992), Deirdre Gribbin (*1967), Jean Féry Rebel (1666–1747) und Elnaz Seyedi (*1982).

Anonym 14. Jh. (vermutl. Jean Solage) / Arr. Diego Ramos Rodríguez - Le mont Aön de Trace (ca. 1350–1400)

John Cage - FOUR (1989)

Deirdre Gribbin - Hearing your genes evolve (2014)

Jean-Féry Rebel / Arr. Diego Ramos Rodríguez - Les Élémens (1737): I. Le Cahos

Elnaz Seyedi - String Quartet No.2 - String Quartet Nr. 2 – (un)frightened (UA, 2020)


22. Januar 2020 im Rahmen der Ausstellung
House of Norway

Der Komponist Diego Ramos Rodríguez griff sich den gutturalen Gesang der Sámi, den Joik, für seine kompositorische Bearbeitung heraus. Er hat akustische Aufnahmen des Joik, die der Musikethnologe Karl Tirén in den 1910er Jahren gesammelt hat, in die Notation für ein kurzes Stück für Streichquartett übertragen.

Mit Stücken von Maja Solveig Kjelstrup Ratkje (*1973); Ludwig van Beethoven (1770–1827); Lars Petter Hagen (*1979) und Diego Ramos Rodríguez (*1989)

Maja Solveig Kjelstrup Ratkje - Tale of Lead and Light

Ludwig van Beethoven - Streichquartett F-Dur op.59 1 - 1.Satz Allegro

Lars Petter Hagen - Transfigurations

Diego Ramos Rodríguez - Yoik on Wax


Projektleitung und Konzeption Grit Weber

Das Projekt wird gefördert von

musikfonds
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Medienpartner hr2 Kultur

hr2