Ausstellungen

Summer School

21. August – 2. September 2023

© Museum Angewandte Kunst

Mit der Summer School erprobte das Museum Angewandte Kunst erstmalig ein experimentelles Format, das sich zwischen Ausstellung und akademischer Lehre bewegt.

Über den Zeitraum von zwei Wochen fanden zwei mehrtägige Praxisworkshops unter der Leitung von Vera und Ruedi Baur von Civic city (Paris) sowie Lukas Marstaller von BNAG.cc (Offenbach/Berlin) statt.

Aus einer künstlerisch-gestalterischen Perspektive sollten darin öffentliche Räume untersucht werden, in denen ein gesellschaftliches Miteinander erlebbar ist und demokratische Prozesse angestoßen werden können. Begleitet wurde die Summer School von einem öffentlichen Gesprächs- und Vortragsprogramm. Zu Gast war unter anderem das Zentrum für politische Schönheit (Berlin). Das aktivistische Kollektiv versteht sich als radikaler Flügel des Humanismus und sorgt mit ihren künstlerischen Interventionen wiederholt für Aufsehen. Als Kommunikativer Mittelpunkt der Summer School und Ort für Vorträge, Gespräche und Konzerte diente die Rauminstallation FUNARAL des deutsch-türkischen Künstlers und Architekten Daniel Theiler (Berlin). Aus der architektonischen Inszenierung einer Tankstelle entspannt sich die Vision eines Ortes von Freiheit und Zusammenkunft. Eine Bar versorgte Besucher:innen mit eigens gelabeltem Riesling von J.B. Becker und anderen Getränken.

Das Format der Summer School strebte eine intensive thematische Auseinandersetzung, einen interdisziplinären, interkulturellen und persönlichen Austausch sowie das Kennenlernen neuer Orte und Räume an. In ihrem universitären Ursprung ist der Zugang zu Summer Schools in der Regel auf immatrikulierte Studierende beschränkt. Mit der Loslösung akademischer Zulassungsvoraussetzungen verfolgte das Museum das Ziel, den Zugang zu akademischen Lehrformaten zu öffnen und zu erproben. Das Museum positionierte sich damit zur Frage seiner Zugänglichkeit, hinterfragte den Umgang mit musealem Raum sowie Forschung, Sammlung, Präsentation und Repräsentation. Etablierte Formen der akademischen Wissensvermittlung sollten aufgebrochen und neu verhandelt werden: Welche Formen des Lernens und Lehrens werden in einer Institution möglich, die (noch) keine Hochschule ist? Welche Rolle spielen die Räume und ihre Atmosphäre bei der Vermittlung und Produktion von Wissen? Inwieweit kann die Arbeit an Museen und Hochschulen verschränkt werden, wie findet Austausch statt?

© Laura Hilbert

Workshops mit vorheriger Anmeldung:

Civic city
Vera Baur, Ruedi Baur und Gäste
21.8.–28.8. und 28.8.–1.9.

„Ich akzeptiere nicht mehr die Dinge, die ich nicht ändern kann. Ich ändere die Dinge, die ich nicht akzeptieren kann.“ – Dieses Zitat, aus dem gleichermaßen politischer, wie gestalterischer Wille herauszulesen ist, stammt von der Bürgerrechtlerin und Aktivistin Angela Davis. Zwischen Davis und der Stadt Frankfurt besteht eine besondere Verbindung. Davis gelangt Mitte der 1960er-Jahre an das wiedereröffnete Institut für Sozialforschung der Goethe-Universität, wo sie das Akademische mit dem politischen Aktivismus zu verknüpfen versucht. „Bis heute kann ich mir bei meiner Arbeit nur diese Kombination zwischen Wissenschaft und Aktivismus vorstellen“, sagt Davis, als sie 2013 anlässlich der ihr zu Ehren eingerichteten Gastprofessur für internationale Gender und Diversity Studies nach Frankfurt zurückkehrt. Seit 2013 wird die Professur am Cornelia Goethe Centrum (CGC) der Goethe-Universität mit namhaften wie engagierten internationalen Forscher:innen wie Chandra Talpade Mohanty oder Amina Mama besetzt.

Die Verknüpfung von Wissenschaft und politischem Aktivismus bildete den Ausgangspunkt eines insgesamt zweiwöchigen Workshops. Auf Grundlage von Arbeits- und Forschungsmethoden der von Civic city initiierten Scuola del Non-Sapere (Schule des Nicht-Wissens) stieg der Workshop in die Themen Intersektionalität, Antirassismus, Frauenrechte, Abschaffung von Gefängnissen oder auch globale soziale Rechte ein. Im Workshop sollte recherchiert, dokumentiert und analysiert werden, es wurden visuelle Umsetzungen erarbeitet oder auch städtische Interventionen entwickelt.

SUNNY STUDIO
Lukas Marstaller
28.8.–1.9.

Ein zweites, zeitlich kompaktes Workshopformat trat in den inhaltlichen Dialog zum weiteren Programm der Summer School, indem es Diskurse aufnimmt und visuell fortsetzt. Das Format widmete sich darüber hinaus auf eigene, experimentelle Weise Räumen, Formen und grafischen Praktiken. Gemeinsam sollten spielerische Gestaltungs- und Produktionsmöglichkeiten erforscht und die Randbereiche des Grafikdesigns erkundet werden. Intendiert war dabei, neue Perspektiven zu öffnen, Unerwartetes zu provozieren, dem Bauchgefühl zu folgen und die ganz subjektiven Wege des geringsten Widerstands zu verlassen. An zwei Workshoptagen wurde das Studio in den öffentlichen Raum verlagert und die städtische Umgebung erkundet. Die Eindrücke wurden intuitiv und spontan mit einem Risographen produziert. Die gesamten Ergebnisse des Workshops flossen in einem Zine zusammen, das zum Abschluss der Summer School publiziert wird.

Öffentliches Gesprächs- und Vortragsprogramm:

Die räumliche Installation FUNARAL wird im Zeitraum der Summer School mit einem Veranstaltungs- und Vortragsprogramm sowie Performances belebt.

Montag, 21.8.

18:00 Uhr
Performance von Julia Hainz

18:30 Uhr
Robert Johnson Theorie
Nik Nowak im Gespräch mit Patrick Raddatz

20:00 Uhr
Anna Hjalmarsson (DJ-Set)
Anschließend Gespräche an der Bar

Dienstag, 22.8.

18:30 Uhr
Antenne Civic city
Gespräche und Bar

Mittwoch, 23.8.

18:30 Uhr
Zentrum für politische Schönheit
Vortrag

20:00 Uhr
Aparde (DJ-Set)
Anschließend Gespräche an der Bar

Donnerstag, 24.8.

17:30 Uhr
Antenne Civic city
#HannahArendtLectures / #AngelaDavisLectures
Ein Leben frei von Notwendigkeit und der Freiheit, frei zu sein.
Dr. Regula Stämpfli im Gespräch mit Civic city
Anschließend Gespräche an der Bar

Samstag, 26.8.

15:00 bis 17:00 Uhr
Weinprobe mit J.B. Becker, Rheingau
je 30 Minuten

17:00 Uhr
Bertolt Meyer (live)

Montag, 28.8.

18:30 Uhr
Wo kommen wir her – Wo wollen wir hin
Was prägt Frankfurt als Stadt kultureller Vielfalt und wie können inklusive Räume das Zusammenleben bereichern?
Gesprächsrunde mit Ata Macias, Daniel Theiler, Setareh Alipour und Lara Stöhlmacher. Moderation: Cecily Ogunjobi
Anschließend DJ-Set von LeMac (Linie 36 Records) und Gespräche an der Bar

Dienstag, 29.8.

18:30 Uhr
Antenne Civic city
Gespräche und Bar

Mittwoch, 30.8.

17:00 Uhr
UND.küche
Intervention, Snacks und Lounge

18:30 Uhr
Demokratie im Prozess – Visionen für Morgen
Herausforderungen und Perspektiven für ein aktives und inklusives Mitgestalten von Demokratie – Wie können wir unsere Gesellschaft gemeinsam weiterentwickeln?
Diskussion mit Matthias Wagner K und Mio Kojima. Moderation: Anna Scheuermann
Anschließend Gespräche an der Bar

Donnerstag, 31.8.

18:00 Uhr
Performance von Abelha Supersónica

Antenne Civic city
Performative Politik der Gestaltung
Christopher Dell im Gespräch mit Civic city

Performance von Anno Bolender und Lou Siebold: uncrumbling:facelessbodies
Anschließend Artist talks und Bar

Samstag, 2.9.

15:00 Uhr
Zine-Release und Get-together
Abschluss an der Bar

Gefördert durch: